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EU-Kommission untersucht erneut die deutsche Buchpreisbindung

05.12.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Kartellhüter der Europäischen Kommission müssen sich ein weiteres Mal mit der deutschen Buchpreisbindung auseinandersetzen, die die Eurokraten schon mehrfach beschäftigt hatte. Für alle, die mit der Materie nicht vertraut sind: Bücher werden hierzulande - und unter anderem auch in der Schweiz und Österreich - im Normalfall zum Festpreis an den Verbraucher verkauft. Ausnahmen gibt es nur bei so genannten Mängelexemplaren, "unverkäuflichen" Remittenden und dem "modernen Antiquariat", sprich: Büchern, die nicht mehr in aktuellen Verlagsprogrammen enthalten sind.

Die belgische Firma Proxis Belgium NV hat nun im Brüssel gegen mehrere deutsche Buchgrossisten (Koch Neff Oettinger, Libri, Umbreit, Wehling sowie Koenemann) Beschwerde eingereicht. Proxis möchte in den deutschen Online-Buchhandel einsteigen und befürchtet einen Lieferboykott seitens der Großhändler. Diese waren in der Vergangenheit schon ähnlich verfahren, als beispielsweise Österreich für den Online-Handel die Preisbindung per Gesetz aufgehoben hatte und anschließend die dortige Libro Online AG mit Dumpingpreisen auf den deutschen Markt drängte. Proxis hatte bereits in den Niederlanden die dortige Preisbindung durch Lieferung aus dem Ausland erfolgreich ausgehebelt und möchte dieses Geschäftsmodell nun auch in Deutschland und Frankreich anwenden.

Der Verband Börsenverein des deutschen Buchhandels vertritt indes weiterhin die These, die Preisbindung sei der zentrale Garant für "ein breitgefächertes Titelangebot, ein lebendiges literarisches Leben, ein dichtes Netz leistungsfähiger Buchhandlungen, preisgünstige Bücher und einen beispielhaften Kundendienst". Und die EU-Kommission steckt in der Klemme: Eigentlich wollte sie sich aus rein nationalen Sonderregelungen heraushalten; angesichts grenzüberschreitenden Handels via Internet ist sie nun doch zwangsläufig wieder involviert.