CW-Gespräch mit Comet-Eigner Karl-Heinz Voß

"Es wird schwer, Investoren zu finden"

17.03.2000

CW: Stimmt es, dass Sie im Februar kein Gehalt ausgezahlt haben, um die Mitarbeiter zu bewegen, den Betriebsrat aufzulösen?

Voß: Alle Mitarbeiter haben ihre Gehälter erhalten, und wir haben nach wie vor einen Betriebsrat.

CW: Haben Sie Stimmung für die Auflösung des Betriebsrats gemacht?

Voß: Es gab eine Betriebsversammlung, bei der ich gesagt habe, dass es für eine moderne Startup-Company unüblich ist, einen Betriebsrat zu haben.

CW: Es heißt, Sie hätten gedroht, dass es mit Betriebsrat keinen Börsengang geben könne.

Voß: Natürlich gibt es börsennotierte Unternehmen mit Betriebsrat. Es geht darum, dass wir einen aus dem Siemens-Nixdorf-Konzern stammenden Betriebsrat haben, der bei den nötigen Optimierungen der Geschäftsprozesse ständig mitredet.* Das ist in unserer Branche einfach nicht üblich.

CW: Das ist aber doch seine Pflicht.

Voß: Schon, aber es dauert zu lange, bis sich Entscheidungen umsetzen lassen. Es geht mir da-rum, pragmatische Lösungen zu finden. Außerdem ist das Verhältnis zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat viel besser geworden, seit Karl-Heinz Plünnecke die Q.4 IBS GmbH leitet (tatsächlich ist die Situation erst unter Plünnecke eskaliert, Anm. d. Red.).

CW: Was verlangen Sie konkret vom Betriebsrat?

Voß: Es muss alles schneller gehen. Wir wünschen uns einen kollegialen Umgang miteinander. Es geht nicht, dass ständig das Gesetzbuch konsultiert wird. Wenn der Betriebsrat so starr agiert, dann wird es schwer werden, Investoren zu finden.

CW: Was wollen Sie ändern?

Voß: Es gibt Overhead in der Verwaltung. Hier muss zentralisiert und gestrafft werden. Es geht darum, sich auf die Kernkompetenz in der Entwicklung zu konzentrieren. Außerdem wollen wir IT-Projekte mit den Partnern und bei Schlüsselkunden auch selbst machen.

* Der Betriebsrat ist erst Anfang 1999 eingerichtet worden, als Baan sich von Q.4 IBS trennen wollte und die Mitarbeiter Angst um ihre Zukunft hatten.