Was wurde eigentlich aus ...?

Erst im kommenden Jahr arbeiten die Berliner Sozialämter auf Basis 3000

13.08.1999
MÜNCHEN (uo) - Im Spätherbst dieses Jahres ist es soweit: "Basis 3000", die Ende 1997 vom Berliner Senat in Auftrag gegebene Software für Sozialämter, geht in den Piloteinsatz. Dafür ausgewählt wurde der Bezirk Neukölln. Mit seinen 42000 Sozialhilfeempfängern beherbergt er Berlins größte Sozialbehörde.

Der "Härtetest", wie Projektbeauftragter Josef Schültke den Erprobungslauf nennt, soll etwa sieben Monate dauern. Diese Zeit ist dazu bestimmt, Fehler in der Technik und fachliche Ungereimtheiten so weit zu beseitigen, daß die Programme im Laufe des kommenden Jahres flächendeckend eingesetzt werden können. Der technische Pilot ist bereits seit Juni in allen 23 Berliner Sozialämtern im Einsatz. Die Produktentwickler von der Berliner PSI AG und der Oracle Deutschland GmbH müssen vor allem noch die Performance der Drei-Schichten-Anwendung verbessern.

Die Applikation, die sowohl das Pflege-, das Bundessozialhilfe- und das Asylbewerbergesetz abdeckt als auch mit der Sozialhilfe verbundene Rechtsgebiete wie das pauschalierte Wohngeld sowie die Rundfunk- und Fernsehgebührenerstattung, löst die Standardsoftware "Prosoz" ab. Dieses funktional unzureichende Produkt des Prosoz-Institut Herten ist in den Berliner Sozialämtern in einer DOS-Variante im Einsatz. Entgegen ersten Planungen muß die Altanwendung die Sachbearbeiter noch bis ins Jahr 2000 begleiten. Voraussetzung dafür ist allerdings, daß bis dahin die BIOS-Module der Rechner für den Jahreswechsel vorbereitet sind. Noch haben nicht alle Berliner Bezirke die notwendige Hardware bereitstehen.

Entlastung der DV-Kräfte absehbar

Seit der Pflichtenhefterstellung, so Schültke, sind die Softwarehersteller und die Ämter jedoch im Zeitplan. So laufen in Neukölln bereits Schulungen für das neue System. Für die IT-Mitarbeiter bedeutet die DV-Umstellung eine erhebliche Mehrbelastung. Sie müssen sich mit dem Datenbank-Management-System "Oracle 8" und mit der Programmiersprache Java anfreunden.

Doch letztlich benötigt die neue Software weniger Aufmerksamkeit als das zur Zeit benutze System: Während der Prosoz-Betrieb laut Schültke 70 DV-Fachkräfte bindet, müsse für die Pflege des neuen Systems aufgrund zentraler Administrationsmöglichkeiten nur ein Zehntel der IT-Experten eingeplant werden. Das bringe der DV-Mannschaft Entlastung und Freiräume für andere Aufgaben.

Der Bezeichnungszusatz 3000 stehe weder für den ersten Einsatz im Jahr 3000 noch für die Zahl seiner Überstunden, scherzt Schültke. Die neue Software beziehungsweise das dazugehörige Führungsinformationssystem sollen vielmehr rund 3000 Sachbearbeiter und Führungskräfte einsetzen. Wie der Projektbeauftragte weiter ausführt, zeigen die Anwender zwar eine gesunde Skepsis gegenüber der Neuentwicklung - sie wollen erst einmal sehen, ob die Software funktioniert. Doch unter dem Leidensdruck, den das bisherige Programm verursacht, beweisen sie aber auch große Aufgeschlossenheit..