Interkulturelles Training für Mitarbeiter

Erfahrungen eines Informatikers in Tokio

16.06.2000
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

"Ohne Japanisch geht es nicht" Gerade für junge Mitarbeiter ist ein Auslandsaufenthalt äußerst reizvoll. Diplominformatiker Christoph Bauer hat die Chance ergiffen und wechselte vom Münchner Firmensitz der TÜV Product Service GmbH in die japanische Niederlassung des Unternehmens. "Man darf nicht vergessen, dass man als totaler Analphabet anfängt, denn die Schriftzeichen folgen einem ganz anderen System", erzählt der 30-Jährige über seine erste Erfahrungen in Tokio.

Seit Januar 1999 betreut Bauer als Systemadministrator Netzwerke, File- und Datenbank-Server sowie Clients, die mit englischer und japanischer Software laufen. "In München ist die IT-Abteilung natürlich wesentlich größer, und es gibt spezialisiertere Arbeitsplätze. In Japan betreue ich mit einem Kollegen die Niederlassungen in Tokio und Osaka. Die Aufgaben sind deshalb vielfältiger."

Vor der großen Reise standen mehrere fachbezogene Schulungen zur Vorbereitung auf das neue Arbeitsumfeld auf dem Programm. Zwar ist die Unternehmenssprache Englisch, aber ohne Japanisch geht es nicht. Deshalb paukte Bauer zuvor drei Wochen in einem Spracheninstitut. Diese Kenntnisse kann der Informatiker gut gebrauchen: "70 Prozent meiner neuen Kollegen sind Japaner und verwenden natürlich auch japanische Software." Der Austausch ist zunächst auf drei Jahre begrenzt. Nach zweieinhalb Jahren gibt es Gespräche, ob der Arbeitsvertrag in Tokio verlängert wird.

Bei der täglichen Arbeit bestehen kaum Verständigungsprobleme, erzählt der Informatiker. Schwieriger wird es bei Behördengängen, aber da helfen die japanischen Kollegen weiter. Der berühmt-berüchtigten Tokioter U-Bahn kann Bauer entgehen: "Ich fahre mit dem Roller zur Arbeit."