Bei herkoemmlicher Software ist den Distributionsmedien wie Disketten und CDs ein gedrucktes Lizenzabkommen beigepackt, das die Nutzungsbedingungen und die Gewaehrleistungspflicht des Herstellers beschreibt. Java-Anwendungen hingegen sind zumeist in Web-Seiten eingebettet und werden beim Uebertragen derselben automatisch auf den Client-Rechner heruntergeladen. Der Anwender ist sich oft gar nicht bewusst, dass sich hinter der Funktionalitaet einer Web-Seite ein Java-Applet verbirgt.

Diese Art der Distribution hat den Nachteil, dass einerseits der Entwickler damit keine Einnahmen fuer die Nutzung seiner Software erzielen kann, andererseits weiss der Anwender nichts ueber die Herkunft des Applets - damit fehlt auch eine Regelung von Gewaehrleistungsanspruechen.

Unklar ist bis dato noch, ob gegenueber dem Entwickler der Endanwender oder der Anbieter der Web-Seite als Lizenznehmer auftreten soll. Die Java Developers Organization (jade.org) plaediert unter der Federfuehrung des Copyright-Anwalts Jonathan Ezor fuer ein Modell, bei dem der Benutzer einem Lizenzabkommen zustimmen muss, das beim Herunterladen des ersten Java-Applets am Bildschirm dargestellt wird. Dieses Abkommen wuerde fuer alle Applets der laufenden Internet-Sitzung gelten. Eine dafuer vorgesehene Funktion koennte den Rechner des Anwenders daraufhin untersuchen, ob er sich mit den Nutzungsbedingungen einverstanden erklaert. Falls nicht, wuerde das Java-Programm nicht ablaufen.

IDC-Analysten wenden allerdings ein, dass dieses Modell das Web- Angebot beeintraechtigen wuerde: Java-Programmierer koennten dazu uebergehen, ihre Applets mit sogenannten "Nag-Screens" zu versehen, wie sie von nicht registrierter Shareware her bekannt sind. Sie empfehlen daher, die Anbieter von Web-Einrichtungen als Lizenznehmer zu gewinnen. Diese haben die Moeglichkeit, die Nutzungsdauer von Software durch einzelne Anwender aufzuzeichnen und koennten daher auch relativ leicht ein Abrechnungssystem installieren.