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Entscheidung zu Porno-Domains auf September verschoben

17.08.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die umstrittene Einführung von .xxx-Domains, mit denen ein Internet-Rotlichtviertel geschaffen werden soll, verzögert sich, nachdem etliche Organisationen und Ländervertretungen in letzter Minute ernsthafte Bedenken angemeldet haben. So wendet beispielsweise die Bush-Regierung in einem Brief an die mit der Verwaltung von Internet-Domains betraute Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) ein, dass beim Wirtschaftsministerium mehr als 6000 Schreiben von besorgten Privatpersonen eingegangen seien. Darin äußern diese Befürchtungen, dass Pornografie einen negativen Einfluss auf Familien und Kinder habe. Widerstände kommen jedoch nicht nur aus den USA. In einem Schreiben, das Mohd Sharil Tarmizi, Chairman von ICANNs Government Advisory Commitee, vergangene Woche an ICANN-Offizielle versandte, ist von vielen Ländern die Rede, die erhebliches Unbehagen geäußert hätten.

Eigentlich war mit einem Beschluss zur Einführung der .xxx-Domain am Dienstag gerechnet worden. Diskussionen dazu laufen bereits seit fünf Jahren, vor zwei Monaten gab die ICANN ihre vorläufige Zustimmung. Nun hat auch das mit der Verwaltung der Porno-Domains betraute Unternehmen ICM Registry mit Sitz in Florida eingelenkt und einer einmonatigen Verzögerung zugestimmt. ICM-Chairman Stuart Lawley beklagte allerdings, dass ICANN in der Vergangenheit allen Parteien ausreichend Möglichkeiten gegeben habe, Einwände vorzubringen: "Wir sind enttäuscht, dass Bedenken, die bereits seit Wochen und Monaten vorgebracht werden können nun alle in den letzten Tagen vorgetragen werden."

Befürworter der Domain für Erwachseneninhalte argumentieren, dass sich so Internet-Angebote besser filtern lassen, um Kindern den Zugriff zu erschweren. Skeptiker rechnen dagegen damit, dass Online-Pornoanbieter ihre bisherigen .com-Domains zusätzlich weiter betreiben werden, um die Effektivität von Filtersoftware zu untergraben. (rg)