Nach dem Abschluss der SEC-Untersuchung

Enterasys gibt sich kämpferisch

02.05.2003
MÜNCHEN (CW) - Der finanziell gebeutelte Netzausrüster Enterasys Networks hat im Ende März abgeschlossenen ersten Quartal 2003 weniger Umsatz als im Vorjahreszeitraum erzielt. Dennoch gibt sich das Unternehmen, das im vergangenen Jahr komplett umgebaut wurde, verhalten optimistisch.

Mit einem Umsatz von 104,5 Millionen Dollar im ersten Fiskalquartal (Ende: 29. März) konnte Enterasys die Anfang April reduzierten Prognosen treffen. Vor einem Jahr hatten die Quartalseinnahmen noch 120,8 Millionen Dollar betragen. Der Nettoverlust summierte sich auf 14,5 Millionen Dollar nach einem Nettominus von 13,7 Millionen Dollar im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Firmenangaben zufolge sollen Lieferverzögerungen in den letzten Tagen des Quartals zu Lagerproblemen bei den Distributoren geführt haben. Hinzu kamen die Nachwehen des in den USA erst vor gut einem Jahr vollzogenen Wandels vom direkten zum indirekten Vertriebsmodell. Auch seien die Serviceumsätze nicht wie geplant gewachsen. Enterasys erwirtschaftet seine Umsätze vornehmlich mit Switches, Routern sowie Wireless- und Security-Lösungen.

Zudem macht die gesamtwirtschaftliche Situation dem Unternehmen zu schaffen: "Vor allem in unserem Hauptmarkt USA, aber auch in bestimmten Ländern wie etwa Deutschland, haben wir Einbußen hinnehmen müssen", berichtet Frank Baurmann, Europa-Geschäftsführer von Enterasys. Hiervon betroffen sei weniger der Government-Sektor, sondern vielmehr das unter der Flaute leidende Firmenkundengeschäft.

Zudem hat sich das im Sommer 2001 aus der Netzwerk-Company Cabletron ausgegründete Unternehmen selbst Steine in den Weg gelegt. Weil die US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) Falschbuchungen aufdecken konnte, musste Enterasys seine Bilanz für das Geschäftsjahr 2001 komplett revidieren, was zu einem elfprozentigen Umsatzrückgang und einer Ausweitung des Nettoverlusts ebenfalls um elf Prozent führte. Der Netzausrüster tauschte daraufhin sein gesamtes Management aus und entließ ein Drittel der Belegschaft.

Seit die SEC ihre Ermittlungen im Februar dieses Jahres eingestellt hat, sieht Enterasys jedoch wieder Licht am Ende des Tunnels. Im Geschäftsjahr 2002 (Ende: 28. Dezember) erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 485 Millionen Dollar gegenüber 394,5 Millionen Dollar im Vorjahr. Allerdings ist dieser Vergleichswert nur bedingt aussagekräftig, da das Geschäftsjahr 2001 wegen der geänderten Bilanzierungsmethoden nur zehn Monate umfasste.

Den Nettoverlust konnte der Netzausrüster aber immerhin von 714,6 Millionen Dollar auf 127,2 Millionen Dollar reduzieren. Mit Barreserven und kurzfristig verfügbaren Mitteln von rund 236 Millionen Dollar sieht sich die Company ausreichend gewappnet, um die für 2003 gesteckten Ziele - ein moderates Umsatzwachstum sowie den Gewinn von Marktanteilen - zu erreichen.

Europa-Chef Baurmann hält solche Vorgaben durchaus für realistisch. Die mit der Bilanzrevision und der Restrukturierung verbundenen hohen Ausgaben seien 2002 noch zu spüren gewesen - "im laufenden Jahr fallen diese Kosten aber komplett weg", argumentiert er. Positive Auswirkungen erhofft er sich zudem vom Ausbau der Marketing-Aktivitäten sowie von der "vollkommen neuen Unternehmenskultur" bei Enterasys: Frischen Wind habe vor allem CEO William O''Brian, ein ehemaliger Manager von Pricewaterhouse-Coopers, in das Unternehmen gebracht.

Wachstum in neuen Feldern

Wachsen will Enterasys aber auch in neuen Geschäftsfeldern - etwa bei kleineren Router-Systemen für Service-Provider und Carrier. Baurmann räumt zwar ein, dass auch dieses Segment weitgehend aufgeteilt ist - vor allem durch die starke Position von Cisco. Wegen seines gewaltigen Einsparpotenzials werde dieser Bereich aber noch wachsen und sich zum Massenmarkt entwickeln. "Natürlich ist Cisco hier wie überall mit Abstand die Nummer eins, aber ich kann mir vorstellen, dass Kunden froh sind, wenn es auch noch andere Anbieter gibt."

In Europa will Baurmann den Umsatz sogar um rund 20 Prozent steigern und bis zum Jahresende eine schwarze Null schreiben. "Ich gehe davon aus, dass die Firmen hier schon bald damit beginnen werden, ihre Netze zu erneuern", so der Geschäftsführer. Außerdem spüre man allmählich die positiven Veränderungen innerhalb des Unternehmens - etwa der Auslagerung der gesamten Produktion und Logistik sowie des Übergangs zum indirekten Vertriebsmodell, der hierzulande im Gegensatz zu den USA schon weitgehend abgeschlossen sei. (sp)