Entdecke die Langsamkeit

26.04.2008

Wo benötigen Unternehmen Web-2.0-Elemente? Auf der einen Seite natürlich dort, wo sie hip erscheinen müssen, an der Schnittstelle zum Kunden - im Marketing, im Vertrieb und im After-Sales-Service. In den Backend-Bereichen geht es um andere Dinge, nämlich um Sicherheit, Verfügbarkeit und Geschwindigkeit. Wenn diese Annahme richtig ist, müssen die Unternehmen das Thema nicht so hoch hängen, wie es die Berater und (einige) Anbieter zurzeit tun. Vielleicht reicht dem Schuhhersteller dann ein cooles Frontend, um eine Community von Laufenthusiasten zu unterstützen, und der Kosmetik-Company ein Blog, in dem sich die geplagten Damen und Herren über ihre Hautprobleme austauschen können. Gerade für Hersteller von Massenprodukten werden solche Interaktionsmöglichkeiten immer wichtiger, doch mit IT hat das nicht wirklich viel zu tun. Die IT kann die Tools zur Verfügung stellen, für die Infrastruktur sorgen und sogar für die Auswertungswerkzeuge, die den Käufer-Input auf neue Möglichkeiten abklopfen. Aber dadurch verändert sie sich keineswegs fundamental.

Die neuen Tools werden zunächst für den Endverbrauchermarkt entwickelt; hier lässt sich aufgrund niedrigerer Anforderungen bezüglich Sicherheit, Funktionalität und Verfügbarkeit einerseits und einer großen Zielgruppe andererseits schneller eine kritische Masse erreichen.

Dennoch sollten IT-Verantwortliche aufmerksam beobachten, was Microsoft jetzt mit Live Mesh und Intel mit Mash Maker angekündigt haben. Beim Ersten handelt es sich um eine Serviceplattform, die es Anwendern erlaubt, über die Einrichtung eines virtuellen PC im Netz verschiedenste Geräte zu kontrollieren und ihnen Zugang zu denselben Inhalten zu geben.

Bei Mash Maker geht es darum, verschiedene Web-Dienste in einem View zu integrieren. Adaptiert man das Konzept auf Business-Anforderungen, erscheinen Mashups von Web-basierenden Business-Anwendungen möglich, auch Portalfunktionen - wenn auch noch ohne Backend-Einbindung - sind denkbar.

Dafür, dass auch die als Web-2.0-träge gescholtenen IT-Abteilungen das Potenzial solcher Tools erkennen, spricht die erhöhte Investitionsneigung. Den Analysten von Forrester Research zufolge hat der weltweite Markt für Web-2.0-Anwendungen in diesem Jahr ein Volumen von 764 Millionen Dollar erreicht, 68 Prozent mehr als im Vorjahr. Geld für Web-2.0 wird also in die Hand genommen, aber die IT fällt nicht mehr gleich auf den nächsten Hype herein. Auch wenn das Widerstand bedeutet, sollten IT-Manager genau prüfen, wo Web-2.0-Funktionen ihr Unternehmen weiterbringen. Das Überleben hängt schließlich nicht von der Geschwindigkeit ab, mit der neue Techniken implementiert werden, sondern davon, ob diese die Business-Strategien ausreichend unterstützen.