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China ist billiger

Elektronikkonzern Canon schließt Produktion in Deutschland

07.01.2008
Schwarz-Weiß-Kopierer von Canon kommen künftig aus Asien. Rund 400 Mitarbeiter sind von der Entscheidung des Managements betroffen.

Früher war sie eine hochmoderne Fabrik für die Herstellung von Kopierern. Heute kann sie gegen den Wettbewerb aus China nicht mehr bestehen: 2008 schließt der japanische Elektronikkonzern Canon seinen einzigen deutschen Produktionsstandort in Gießen (Hessen). "Der anhaltende Kostendruck in der Produktion von Kopierern erfordert eine Konzentration weltweit auf wenige kostengünstige Standorte", sagt die Sprecherin von Canon Gießen, Harue Zipse-Utsunomiya.

In den Broschüren und im Internet-Auftritt des Werkes ist noch der Stolz der Japaner über ihren deutschen Standort nachzulesen. "Die hier gefertigten Systeme werden in ganz Europa vermarktet und sind deshalb zugeschnitten auf die speziellen Bedürfnisse in den jeweiligen Importländern", heißt es dort unter Verweis auf die je nach Land unterschiedlichen Stromspannungen oder auch der unterschiedlichen Sprachanzeigen auf den Kopierer-Displays. Das Werk setze Maßstäbe.

Im Jahr 2007 wurden noch etwa 10.000 Schwarz-Weiß-Kopierer in Gießen produziert. Das Ende der Produktion sei keineswegs eine Folge mangelnder Qualität oder fehlenden Einsatzes der Mitarbeiter, sagt die Firmensprecherin. Gerade deswegen habe die Nachricht von der "Umstrukturierung" alle Mitarbeiter besonders getroffen, sagt Betriebsrätin Monika Müller. "Die Leute sind bedrückt, weil sie nicht wissen, wen die Kündigungen treffen", berichtet Müller, die selbst seit knapp 19 Jahren in der Firma arbeitet. Betriebsrat und Geschäftsführung wollen für die Belegschaft einen Interessenausgleich erzielen und einen Sozialplan aushandeln. 250 Menschen werden ihre Arbeit verlieren.

Aus Sicht des global tätigen Canon-Konzerns ist das Aus für das Werk in Hessen nicht zu vermeiden. Alle Mitbewerber in Europa hätten sich schon vor Jahren zu einem solchen Schritt entschieden und ihre Kopierer-Produktion nach Asien verlegt. "Dieser Entwicklung konnten wir uns nicht länger verschließen, wenn wir weiterhin im Wettbewerb bestehen wollen - der Preiskampf im Segment Schwarz-Weiß-Kopierer ist einfach zu stark", sagt die Unternehmenssprecherin. Rund 400 Menschen sind derzeit bei Canon in Gießen beschäftigt. Ein Teil soll weiterbeschäftigt werden und sich künftig auf Service- und Unterstützungs-Dienste konzentrieren.

Seine erste Fabrik für Büromaschinen außerhalb von Japan hatte Canon 1972 in Gießen aufgebaut. Damals arbeiteten etwa 50 Menschen in der Kopierer-Fabrik. Die Ursprünge von Canon mit Sitz in Tokio reichen bis in das Jahr 1937 zurück. Damals spezialisierte sich das neue Unternehmen auf Kameras, im Laufe der Zeit kamen Büromaschinen dazu. 1970 brachte das Unternehmen die ersten Kopierer auf den Markt, die mit normalem Papier arbeiten konnten. (dpa/ajf)