Einstellen oder buchen -Firmen haben die Wahl

09.01.2013
In der Kosten-Nutzen-Analyse schneiden IT-Freelancer bei Projektlaufzeiten von bis zu 25 Monaten im Vergleich zu neu rekrutierten Festangestellten besser ab. Das zeigt eine aktuelle Studie der FH Ludwigshafen im Auftrag von Etengo.

Freelancer sind eine feste Säule in der Personalplanung - und das nicht nur in Großunternehmen. Besonders im IT-Bereich setzen auch Mittelständler zunehmend auf das Expertenwissen von Freelancern. Entgegen der angeblichen Faustregel, dass deutsche Unternehmen rund zehn Prozent ihres Bedarfs an IT-Personal mit Selbständigen abdecken, sind es dieser Befragung zufolge eher 20 Prozent. Zwei von drei Führungskräften erwarten, dass der Anteil von IT-Freelancern in den nächsten drei Jahren gleichbleibt oder sogar weiter ansteigt.

Freiberufler produktiver als feste Mitarbeiter

Für Arbeitgeber stellt sich dabei die Frage, welche Recruiting-Strategie die bessere ist: Mitarbeiter für die Festanstellung zu suchen oder freiberufliche Experten zu engagieren. "Für Unternehmen geht es im Recruiting immer auch um die Wirtschaftlichkeit", so Matthias Hamann, Professor an der Hochschule Ludwigshafen am Rhein und Leiter des Studiengangs Internationales Personalmanagement und Organisation. "Diese beeinflusst wesentlich, welche Beschäftigungsformen zukünftig gewählt werden."

Die Studie arbeitet mit zwei Berechnungsmodellen zur Vergleichbarkeit der Kosten und der Produktivität von Festangestellten und Freelancern. Das konservative Modell lässt die Rekrutierungsdauer, das heißt den Zeitraum vom Feststellen des Bedarfs bis zum Arbeitsbeginn des angestellten Mitarbeiters respektive Freelancers, als Kostenfaktor außer Acht. Dennoch weist mit diesem Berechnungsverfahren der Freelancer für einen Zeitraum von bis zu acht Monaten ein günstigeres Kosten-Nutzen-Verhältnis im Vergleich zu einem Festangestellten auf. Das progressive Modell berücksichtigt auch das Rekrutierungsverfahren. Nach diesem Modell ergibt sich erst ab dem 26.Monat eine vorteilhaftere Korrelation für den Mitarbeiter in Festanstellung.

66 Prozent der Befragten geben an, dass ein Freelancer schneller produktiv wird als ein Angestellter. Nach Einschätzung der Mehrheit der Befragten benötigt ein freiberuflicher IT-Profi im Durchschnitt einen Monat, bis er produktiv arbeitet, ein Angestellter dagegen drei Monate. Als produktiv galt in der Erhebung ein Mitarbeiter, der eigenständig und ohne wesentliche Rückfragen Aufgaben in gewünschter Qualität und vorgegebener Zeit löst.

Lösungskompetenz kommt gut an

"Freelancer sind es gewohnt, sich schnell in neue Aufgaben einzuarbeiten. Das könnte ein wichtiger Grund sein, weshalb sie zunächst produktiver sind als Angestellte", meint Romana Reeb, Master-Studentin an der FH Ludwigshafen und Autorin der Studie. Doch den Freiberuflern werden noch andere Stärken zugeschrieben. Viele Befragte gaben beispielsweise im Vorfeld der Studie an, dass Freelancer über eine ausgeprägte Problemlösungs-Kompetenz verfügten und im Hinblick auf ihr Fach- und Anwendungswissen Festangestellten oft überlegen seien.

Freiberufler gehören zum Alltag in der Firmen-IT

Die Studie "Freelancer vs. Festangestellter in der Projektwirtschaft - ein empirischer Investitionsvergleich" wurde an der Fachhochschule Ludwigshafen am Lehrstuhl für International Human Resource Management bei Matthias Hamann im Zuge einer Master-Thesis im Auftrag des Personaldienstleisters Etengo geschrieben. Insgesamt 5009 Personen aus Unternehmen unterschiedlicher Größe und Branchen wurden gebeten, einen Online-Fragebogen auszufüllen. 80 Prozent der Befragten sind in Großunternehmen beschäftigt, 18 Prozent bei mittelgroßen Unternehmen und zwei Prozent in Kleinunternehmen. 347 Personen haben den Fragebogen angeklickt, 257 Personen haben ihn teilweise und 98 Personen vollständig beantwortet.

Die Studienteilnehmer haben in den letzten zwei Jahren sowohl mit IT-Freelancern als auch mit festangestellten IT-Mitarbeitern zusammengearbeitet. Nicht alle Aussagen der Studie können für sich beanspruchen, repräsentativ zu sein, insgesamt liefert die Studie jedoch eine gut unterfütterte Trendaussage. (hk)