Supply-Chain-Management/Kommentar

Eine Vision

08.12.2000

Auch wenn die Wirtschaftspresse ein "vorläufiges Ende des New-Economy-Feuerwerks" feststellt, Ernüchterung - was die technologischen Visionen anbelangt - ist nicht in Sicht. Die Folge sind unter anderem neue Berufsbilder: Vom E-Business-Manager und Chief Privacy Officer ist nun die Rede - und auch vom Supply-Chain-Manager.

Ausgestattet mit den Grundkompetenzen eines klassischen IT-Managers, soll er darüber hinaus quasi als diplomatischer Dienst die Geschäftsbeziehungskette in allen ihren Teilen von innen nach außen und vice versa unter Kontrolle haben. Damit indes wäre ein so hohes Maß an Verantwortung verbunden, dass der visionäre Charakter der "Stellenbeschreibung" dieses neuen Manager-Typs deutlich wird. Immerhin ist es naheliegend, sich eine derart starke Funktion zu wünschen. Schließlich kann die Rationalisierung der Wertschöpfungskette unter Einbindung aller Beteiligter viel Geld sparen. Der ideale Supply-Chain-Manager soll Transparenz schaffen, Lager-, Fertigungs- und Lieferzeiten verkürzen etc.

Vor allem die Automobilindustrie hat hier sehr gute Vorarbeit geleistet. Allerdings steht sie auf dem festen Boden langfristig eingeschliffener Verfahren und traditionsreicher Beziehungen zu Händlern und Zulieferern, die in sorgfältig miteinander ausgehandelten Verträgen und Normen ihren Niederschlag gefunden haben.

Doch selbst in diesem vorbildlichen Szenario wird sich der Marktbeobachter schwer tun, eine in all ihren Teilen geschlossene und standardisiert funktionierende Supply Chain zu finden: Fehlende aktuelle Markt- und Produktdaten, neu zu verhandelnde Geschäftsbedingungen und wechselnde Business-Partner sowie neue E-Commerce-Chancen wie beispielsweise E-Procurement lassen die perfekt organisierte Wertschöpfungskette als Vision erscheinen und den SC-Manager dazu.