Computer am Arbeitsplatz:

Eine unbefriedigende Antwort der Hersteller

30.03.1979

LINZ/WIEN (ee) - Unter dem Generalthema "Computer am Arbeitsplatz - Distributed Data Processing" stand die zweite Fachtagung der Wissenschaftlichen Kommission Betriebsinformatik im Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e. V., die in Verbindung mit dem Fachausschuß 12 der Gesellschaft für Informatik an der Universität Linz durchgeführt wurde. Die durch das Tagungsprogramm provozierte Fragestellung, welche Antworten die Hersteller auf die organisatorischen, hardwaremäßigen und softwaremäßigen Herausforderungen eines arbeitsplatznahen Computereinsatzes haben, fiel eher unbefriedigend aus, doch wurde wieder einmal der zwischen der deutschen Computerindustrie und der US-Minicomputerindustrie bestehende Leistungsunterschied der Betriebssysteme deutlich.

Die 70 Tagungsteilnehmer kamen überwiegend aus dem Universitätsbereich. Primäres Ziel der Tagung war es, Forschungsvorhaben und -ergebnisse von Universitätsinstituten zu präsentieren und zu diskutieren, die sich mit den Möglichkeiten und Konsequenzen der Verlagerung von Computerleistung an den Arbeitsplatz auseinandersetzen. Mit dieser Fachtagung sollte aber auch der Kontakt zwischen Forschungsinstituten und EDV-Herstellern vertieft werden. Dazu dienten in erster Linie Referate von drei Herstellern (Siemens, Triumph-Adler und das Wiener Softwarehaus, DEV/Visco-Data).

Ein zweiter Tagungsschwerpunkt war dem Thema "Methodenbanken" gewidmet. Dieser "ungleiche Zwillingsbruder" der Datenbanken bedarf konzentrierter Forschungsbemühungen. Es scheint, daß auf diesem Gebiet die Universitätsinstitute gegenüber der Praxis "die Nase vorn" haben.

Äußerst kontrovers verlief die Diskussion zum Thema "Kostenvergleich zwischen Universalrechner und dedizierten Minicomputern". Dem Vortrag lagen einige Ergebnisse empirischer Kostenerhebungen zugrunde. Auch zum Thema "Computer am Zahnarztarbeitsplatz", dessen Aussagen sich auf vergleichbare Anwendersituationen (zum Beispiel Arztpraxen allgemein) übertragen lassen, gab es keine ausdiskutierten Standpunkte über die ökonomische Zweckmäßigkeit des Computereinsatzes.

Die Tagung hat gezeigt, daß sich die Universitätsinstitute intensiv mit den Möglichkeiten und Konsequenzen der Verlagerung der Computerleistung an den Arbeitsplatz auseinandersetzen; andererseits wurde aber auch hierbei wieder einmal deutlich, daß Forschungsabsichten und Forschungsrealisationen wegen zu knapp bemessener Ressourcen auseinanderklaffen. Die wichtigsten Vortragstexte werden in der zweiten Jahreshälfte in der Zeitschrift "Angewandte Informatik" veröffentlicht.