EDI: Kein Platz fuer Eitelkeiten

02.07.1993

Wo gehobelt wird, da fallen bekanntlich Spaene. Diese Weisheit gilt natuerlich auch fuer die EDI- beziehungsweise Edifact-Szene hierzulande, wo die zahlreichen Branchen eifrig an ihren EDI- Messages oder Edifact-Subsets arbeiten. Verstaendlich also auf den ersten Blick, dass jeder seine Werkstuecke fuer die schoensten haelt und nur sehr widerwillig oder ueberhaupt nicht bereit ist, Nachbesserungen, geschweige denn groessere Aenderungen, vorzunehmen. Kein Wunder, dass diese egozentrische Haltung in Deutschland zu Unstimmigkeiten und vor allem zu einer Verzettelung fuehrt, wofuer die Wirtschaft und am Ende der Konsumkette die Endverbraucher vielleicht einen sehr hohen Preis zahlen.

Sich an dieser Stelle auf das dezentrale Wirtschaftssystem der Bundesrepublik, bereits geleistete Investitionen, die in Deutschland spaeter einsetzende Rezession oder irgendwelche Gruende sonst herauszureden, ist muessig. Tatsache ist, die wirtschaftlich staerkste Nation in Europa spielt in Sachen EDI weder die erste noch die zweite Geige, sondern sitzt im Orchestergraben eher weit hinten.

Fakt ist ausserdem, dass die Parteien seit Jahren nicht muede werden, sich gegenseitig den Schwarzen Peter zuzuschieben. Gewiss, ohne jemandem hier zu nahe treten zu wollen, die Kritik in der Wirtschaft ueber die bisherige Vertretung durch die Deupro in den Normierungsgremien scheint nicht ganz aus der Luft gegriffen. Allein dieser Abteilung des Wirtschaftsministeriums die Schuld zu geben, waere jedoch ungerecht. Jeder sollte da auch vor seiner Tuere kehren.

Es waere indes fatal, wenn die jetzt gegruendete EDI-Gesellschaft "Dedig" schon deshalb einen Fehlstart erleiden wuerde, weil sie von Beginn an zu einem Spielball der Eitelkeiten wuerde. Persoenliche, unternehmens- oder branchenspezifische Interessen sollten staerker in den Hintergrund treten, oder was noch viel besser waere, in der Dedig offen angesprochen und diskutiert werden.

Will die Dedig dieses Diskussionsforum verkoerpern, muss Ueberparteilichkeit ihr hervorstechendstes Merkmal sein. Sie darf nicht ausschliesslich zum Sprachrohr des DIN verkommen, sondern muss in den internationalen Ausschuessen, soweit moeglich, die Sprache der deutschen Industrie sprechen. Ist das nicht der Fall, hat die Dedig, haben aber auch alle aktiv und passiv beteiligten Querulanten EDI einen Baerendienst erwiesen. Dann ist nicht nur der EDI-Zug endgueltig abgefahren, dann verspielt die Wirtschaft hierzulande die letzte Chance, sich durch aktive

Teilnahme an der Normierung und Realisierung des rationalisierenden Faktors EDI oekonomische Vorteile zu sichern. Den Vorsprung der anderen dann aufzuholen, koennte die Wirtschaft letztlich teurer kommen, als heute schon Kompormisse zu schliessen.+ pg