Gastkommentar

E-Business oder Wischi-Waschi?

18.02.2000
Rolf Heiler, Vorstandsvorsitzender der Heiler Software AG, Stuttgart

Auf einmal ist alles Electronic Business - und wenn es nur eine Bestellung ist, die per E-Mail verschickt wird. Oft verstecken sich unter dem neuen Etikett alte Prozesse und Strukturen, und es ist nicht so ohne weiteres festzustellen, ob die "E-Hersteller" wirklich innovative Beiträge leisten. Mit einem derartigen Wischi-Waschi lassen sich die anstehenden Aufgaben nicht lösen.

Die Messlatte für Electronic Business, das man mit Fug und Recht so nennen kann, hat die IT-Branche selbst sehr hoch gelegt: Es geht um das Geschäft der Zukunft, und das kann sich nicht darin erschöpfen, dass man einfach einen Katalog ins Web stellt. Electronic Business wird, so viel ist schon heute absehbar, die gesamten Geschäftsprozesse zwischen den Unternehmen, aber auch innerhalb der Unternehmen verändern. Wir sehen doch, wie sich die klassischen Beziehungen auf allen Ebenen auflösen und neu organisieren. Da arbeiten Mitarbeiter im Home Office, virtuelle Arbeitsgruppen aus verschiedenen Kontinenten finden zusammen, Informationen in nie gekanntem Umfang stehen zur Verfügung und werden unternehmensübergreifend genutzt, neue Geschäftsbeziehungen werden aufgebaut und vieles andere mehr.

Dabei wird jedes Unternehmen sein Electronic Business anders definieren. Diese Möglichkeit zur Differenzierung gehört zu den interessantesten Aspekten der neuen Geschäftsformen. Mit vorgestanzten Funktionen lässt sich nur noch wenig erreichen; Aufgaben wie Supply-Chain-Management, Customer-Relationship-Management oder Procurement verlangen Offenheit und Flexibilität. Hier hat das Web nicht mehr wegdiskutierbare Maßstäbe gesetzt.