CW-Studie: Was Computerspezialisten verdienen

DV-Gehälter: PC-Profis zukünftig gleichgestellt

07.08.1992

MÜNCHEN (CW) - Die DV-Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor - vom Beratungsunternehmen bis zur Bank - sind höher dotiert und sicherer als in anderen - Wirtschaftsbereichen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Gehaltsstudie, die von r & p Management Consulting im Auftrag der COMPUTERWOCHE durchgeführt wurde.

Zur Unsicherheit bei der Gehaltsfindung in der DV trägt zweifellos das Fehlen von Berufsdefinitionen bei. Allein bei dieser Auswertung sah sich r & p Geschäftsführer Stefan Rohr mit etwa 125 unterschiedlichen Positionsbezeichnungen konfrontiert. Rohr orientierte sich bei der Einteilung in 21 Funktionsbereiche an der Aufgabenstellung der DV-Mitarbeiter, wobei er sie den Bereichen Anwendungsentwicklung, Rechenzentrum, Systeme, Methoden und Tools sowie Organisation und Analyse zuordnete. Er berücksichtigte zusätzlich die verschiedenen Rechnerwelten.

Momentan gehört der Unix-System-Manager mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 104100 Mark (Maximalgehalt 136400 Mark) zu den Topverdienern der Branche, auch der Unix-Systemprogrammierer braucht sich mit 96200 Mark (Spitzengehalt 132400 Mark) nicht zu verstecken. Doch die DV-Branche ist schnellebig. Einem gestern noch hochdotierten Profi kann es passieren, daß er sich heute mit einem Durchschnittssalär begnügen muß. So erging es den AS/400-Experten, denen noch vor drei Jahren fast jedes Gehalt gezahlt wurde und die jetzt kleinere Brötchen backen müssen.

Noch orientiert sich das Einkommen an der Rechnergröße. Doch die gutbezahlten Mainframe-Profis müssen sich darauf einstellen, daß ihre Kollegen aus der PC-Abteilung kräftig aufholen. Bei den Netzwerkspezialisten beträgt die Gehaltsdifferenz zwischen PC/MDT- und Mainframe-Welt nur noch etwa 5000 Mark (87100 Mark Jahresgehalt im Vergleich zu 82400 Mark).

Spitzenreiter sind die DV-Dozenten mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 118400 Mark. Wer Entwickler unterrichtet, muß erstens fachlich besser sein als die Spezialisten selbst und zweitens didaktische Fähigkeiten nachweisen, begründet der Hamburger Berater das hohe Gehaltsniveau.

Was die Branchenzugehörigkeit betrifft, gilt die Formel: Je größer der DV-Bezug des Unternehmens, desto höher die Vergütung. So zahlen HW-Hersteller, DV-Beratungsunternehmen sowie SW-Häuser zwischen zehn bis fünfzehn Prozent über dem Durchschnitt.

Gefragt, sind Berater und Koordinatoren

Aber auch innovative Anwender mit hohem DV-Aufwand wie Banken und die Fertigungsindustrie zahlen gut. Am unteren Ende der Skala stehen klassische Branchen, etwa Bau und Chemie, aber auch Energieversorger sowie der Transport- und Verkehrssektor.

Rosige Zeiten erwarten laut Rohr Mitarbeiter, die als Schnittstelle zwischen Fachabteilung und DV fungieren. Die Zukunft gehöre etwa Methodenberatern, die heute schon im Durchschnitt 101500 Mark verdienen, oder Koordinatoren, die 91600 Mark in der Lohntüte haben.

Wie sich die Krise der DV-Industrie samt Personalabbau auf den Arbeitsmarkt auswirken wird, bleibt abzuwarten. Fest steht aber, daß viele DV-Profis umdenken müssen. Dazu der SAG-Personal-Manager Rainer Fritsch: "Von den astronomischen Gehaltssteigerungen muß sich das Gros der Datenverarbeiter verabschieden."

An der Studie nahmen 1160 DV-Profis teil. Parallel dazu führte r & p eine Gehaltsbefragung bei 153 Unternehmen durch. In einem zweiten Teil wird die CW weitere Ergebnisse, etwa Gehälter von Beratern und Führungskräften, veröffentlichen.