Verzicht auf Applikations-Server wegen Performance

Drei-Schicht-Architektur für Web-basiertes Telefonbuch

25.08.2000
Die Internet-basierte Telefonauskunft des Sutter-Verlags aus Essen wurde ohne Applikations-Server entwickelt, dennoch basiert das System auf einer Drei-Schicht-Architektur, bestehend aus Präsentation, Anwendungskern und Zugriffsschicht. Von Ursula Drost*

Die Sutter Infodesign GmbH aus Essen bietet ihr Telefonbuch ("Das Örtliche") für Brandenburg West, den Großraum Ruhrgebiet, Ostwestfalen-Lippe sowie Wuppertal/Wülfrat als Printprodukt, CD-ROM und im Internet an. Über die Website www.das-oertliche-online.de können Nutzer mit Hilfe einer Suchmaschine die Telefonnummer beziehungsweise die Anschrift eines Teilnehmers auffinden. Das Online-Angebot soll sich, wie das gedruckte Pendant, über Werbung finanzieren. So können Werbetreibende Banner auf den Seiten schalten, wobei die Einblendungen abhängig sind von der durchsuchten Region oder Branche.

Das Softwarehaus sd&m aus München (www.sdm.de) stellte die Internet-Anwendung her, wobei für dieses System Entwicklungen aus einem ähnlichen Projekt herangezogen wurden, das das Softwarehaus gemeinsam mit der Telekom-Tochter Detemedien abwickelte. Statt eines Applikations-Servers programmierten die Softwareexperten bei sd&m die Web-Anwendung in C++ unter Verwendung der "Rogue-Wave"-Klassenbibliotheken. "Bei Projektbeginn gab es keine vergleichbaren Produkte oder Standardwerkzeuge, die die gewünschte Performance erreicht hätten", begründet Stephan Frohnhoff, Geschäftsbereichsleiter bei sd&m, die Entscheidung. Das System bei Sutter hält laut Frohnhoff noch heute Vergleichen mit Systemen wie Apples Applikations-Server "Webobjects" oder dem Produkt "Db4web" von Siemens stand.

Als Web-Server-Software fungiert der "Enterprise Server 3.6" von Netscape, wobei die Applikation als Shared Object über die Netscape-Schnittstelle "NSAPI" angebunden ist. Die Suchfunktion stellt die Standardanwendung "BTS-DA" von BTS, einem dänischen Anbieter von Auskunftsdatenbanken, bereit. Daran angebunden ist die Teilnehmerdatenbank.

Das gesamte System besteht aus den Schichten Präsentation, Anwendungskern und Zugriffsschicht. Durch diese Trennung ließe sich beispielsweise die Auszeichnungssprache Wireless Markup Language (WML) für mobile Endgeräte wie etwa Handys einbinden, ohne die Anwendung umschreiben zu müssen. Eine Anpassung der Template-Datenbank reicht aus.

Die Anfragen des Site-Besuchers gehen zunächst beim Service-Subsystem ein. Handelt es sich dabei um eine Suchanfrage, fordert dieses Modul eine Verbindung zur Suchmaschine via Socket, einer Kommunikations-Schnittstelle des Netzprotokolls TCP/IP, an. Mittler zwischen Service-Subsystem und der Suchmaschine ist dabei ein Session-Subsystem. Die in der Teilnehmerdatenbank gefundenen Ergebnisse werden dem Servicemodul zugestellt. Ein HTML-Subsystem bereitet die Daten in einer Web-Seite auf. Dieses Modul bedient sich vorgefertigter Schablonen (Templates), in die das System die Abfrageergebnisse einfügt und darauf dann die Page erstellt, die der Surfer zu Gesicht bekommt. Aus Gründen der Performance hält das System die Templates im Arbeitsspeicher vor und muss sie nicht erst aus der Datenbank auslesen. Für Änderungen des Layouts der HTML-Seiten muss der Sutter-Verlag lediglich neue Schablonen erstellen. Auf Content-Management-Systeme konnte verzichtet werden, da die Teilnehmerdatenbank verwaltet wird und sich die redaktionellen Inhalte nicht so häufig ändern wie beispielsweise bei Web-Portalen oder den Sites von Medienunternehmen.

*Ursula Drost ist freie Journalistin in Kronberg.

Abb: Aus Gründen der Performance werden die HTML-Templates im Arbeitsspeicher vorgehalten. Quelle: sd&m