Bei der Nachbearbeitung wird Wirtschaftlichkeit kaum beachtet:

Dreckarbeit und Faddelkram

27.07.1979

Ob sich bei Anwendern der Mittleren Datentechnik die Anschaffung von Nachbearbeitungsgeräten lohnt, scheint zum großen Teil nicht von Rentabilitätsberechnungen abzuhängen. Die Verantwortlichen nehmen aus humanitären Überlegungen gerne finanzielle "Nachteile" in Kauf. Bei einem Volumen von etwa 500 Formularen pro Tag soll das Bedienungspersonal von "unnützer Knochenarbeit", so ein EDV-Leiter, befreit werden.

Die Notwendigkeit, Reißer, Schneidemaschinen oder Separatoren anzuschaffen, sehen die Firmen von verschiedenen Faktoren abhängig. Die Qualität von Endlosformularen spielt eine große Rolle. Ist die Perforation gut, wurde auf Verwendung von Kohlepapier verzichtet und ist das Papier stark genug, so können auch noch 600 Formulare am Tag problemlos und sauber manuell bearbeitet werden. Jedoch ist dieser Idealzustand in den meisten Fällen noch nicht erreicht.

Armin Reimann von der Münchener Messegesellschaft formulierte vorsichtig, daß bei Zweifeln an der Wirtschaftlichkeit der maschinellen Output-Nachbearbeitung in jedem Fall die "menschlichen Aspekte den Ausschlag geben sollten".

Wie die Wirtschaftlichkeit beurteilt wird, mag folgende Tabelle demonstrieren, in der eine deutliche Relation zwischen der Anzahl der Formulare pro Tag und der Anschaffung von Nachbearbeitungsgeräten zu sehen ist.

Die unterschiedliche Beurteilung im Mittelbereich (300 bis 600) ist auf unterschiedliche Personalstruktur und menschliche Belastbarkeit zurückzuführen. Für die manuellen Tätigkeiten des Sortierens, Eintütens, Frankierens etc. wurden Vokabeln wie "Zumutung", "Dreckarbeit" oder "Faddelkram" gefunden, die das Ausmaß an Abneigung gegen derartige Arbeiten zum Ausdruck bringen. "Argumente" wie "die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist immer rentabel" und "die Geschäftsleitung hat in diese Problematik keinen Einblick" wurden gebracht. Wie sieht es nun mit der echten Wirtschaftlichkeit einer solchen Anlage aus?

Konstruieren wir ein Beispiel, das einer groben Abschätzung dienen soll. Dabei wird vorausgesetzt, daß die eingebrachte Zeit der Bedienungskraft nutzbringend anderweitig eingesetzt werden könnte. Der Einfachkeit halber sind die genannten Zahlen nur als Größenordnung gedacht.

Kosten einer Bedienungskraft pro Arbeitsmonat für den Betrieb: 3200 Mark Arbeit bei 1200 Formularen:

- manuell vier Stunden

- maschinell eine Stunde

- Arbeitstage im Monat: 20 Tage

Bei 1200 Formularen Zeitersparnis pro Tag: drei Stunden

Durch Umrechnung dieser Zahlen ergibt sich sofort eine Einsparung pro Arbeitstag und 100 Formularen von fünf Mark oder bei etwa 260 Arbeitstagen im Jahr von 1300 Mark. Ein Gerät im 10 000 Mark-Bereich macht sich demnach bei etwa 500 Blättern Maschinenbelastung bereits nach zirka eineinhalb Jahren bezahlt. Daß diese Berechnungen auf sehr kleine Stückzahlen nicht mehr anzuwenden sind, versteht sich von sich selbst.

Ein bekannter Hersteller von Nachbearbeitungs- und Bürogeräten behauptet, daß nach Einbeziehung der Steuerabschreibungen (die eine fünfjährige Laufzeit haben) auf fünf Jahre gerechnet eine 10 000 Mark-Maschine jeden Arbeitstag mit sieben Mark belastet. Inwieweit man davon ausgehen kann, daß die Maschine fünf Jahre lang eingesetzt wird, mag jeder für sich entscheiden. Sicher ist jedoch, daß auch ein nicht ausgelastetes Gerät rentabel sein kann.