Die Siemens-Aktie entwickelte sich 1995 besser als der Dax

17.11.1995

Von Arnd Wolpers*

Der Siemens-Aktienkurs reagierte auf die positiven Gewinnzahlen des am 30. September 1995 zu Ende gegangenen Geschaeftsjahres 1994/95 schwach. Der Kurs rutschte um zehn Mark und gab somit einen Teil des im Vorfeld der erwarteten guten Zahlen gewonnenen Terrains wieder ab. Dennoch hat sich die Siemens-Aktie 1995 besser als der Deutsche Aktienindex (Dax) entwickelt. Diese Tendenz sollte anhalten. Die im Sommer bei einem Preis von 670 Mark empfohlene Aktie ist weiterhin ein ratsamer Kauf und sollte besser als der deutsche Aktienindex abschneiden.

Im abgeschlossenen Geschaeftsjahr lag der Siemens-Gewinn erstmals ueber zwei Milliarden Mark. Der Nettoueberschuss belief sich bei einem Umsatz von 88,8 Milliarden Mark auf 2,08 Milliarden Mark nach Steuern. Dies entspricht einer Steigerung im Vorjahresvergleich von 26 Prozent. In der zweiten Geschaeftsjahreshaelfte lag das Gewinnplus bei 43 Prozent, im letzten Quartal sogar bei 67 Prozent.

Waren frueher die Bauelemente von SNI das Problemkind und der Bereich Oeffentliche Kommunikation die Ertragsbasis des Konzerns, so hat sich diese Entwicklung umgekehrt. Der Bereich Bauelemente konnte den Gewinn vor Steuern mehr als verdreifachen (1,1 Milliarden Mark). SNI gelang ein Swing um 380 Millionen Mark hin zu einem Gewinn von 62 Millionen Mark.

Weitere Gewinner des Geschaeftsjahres 1994/95 waren die Gebiete Industrie mit einem Umsatzplus von neun Prozent und einem Gewinnsprung von 119 auf 702 Millionen Mark vor Steuern. Auch Osram strahlt mit 340 Millionen Mark Gewinn heller als im Jahr zuvor (91 Millionen Mark).

Bei der bisher wichtigsten Ertragsquelle, dem Kommunikationsbereich, entwickelte sich der Trend umgekehrt. Das Ergebnis des gesamten Arbeitsfeldes Oeffentliche Netze sackte von 1,134 auf 0,64 Milliarden Mark ab. Insgesamt schrumpfte der Kommunikationsbereich um vier Prozent auf 19,6 Milliarden Mark.

Fuer die kommenden Jahre sind die Siemens-Analysten optimistisch. Insbesondere der Bereich Halbleiter (HL) sollte absolut wie relativ der profitabelste Sektor des Siemens-Konzerns bleiben. Die Vorsteuerrendite der HL-Tochter belaeuft sich, bezogen auf den Umsatz, derzeit auf 15,5 Prozent (nach 5,5 Prozent im Vorjahr). Bei nur leicht ruecklaeufigen Margen erwarten Analysten fuer das laufende Geschaeftsjahr 1995/96 einen Gewinn vor Steuern und vor Abzug von Restrukturierungs-Aufwendungen von 800 Millionen Mark und fuer das Geschaeftsjahr 1996/97 von 930 Millionen Mark. Der Swing im Halbleiterbereich seit 1989/90 wuerde dann bis 1996/97 bei 1,8 Milliarden Mark oder 33 Mark je Aktie liegen.

Siemens hat bei Mikrochips fuer die Telekommunikation vor AT&T weltweit die Marktfuehrerschaft inne. Im Bereich Consumer Electronics liegt Siemens-HL hinter Philips und vor SGS-Thomson und ITT auf dem zweiten Platz. Allerdings ist es dem Unternehmen noch nicht gelungen, weltweit in die Phalanx der zehn groessten Halbleiterhersteller vorzustossen.

Grundlage fuer die weiter steigenden Gewinne im Gesamtkonzern sind nach und nach sinkende Restrukturierungskosten. Im Geschaeftsjahr 1993/94 mussten hier noch Aufwendungen in Hoehe von 2,7 Milliarden Mark verkraftet werden. Fuer das laufende Geschaeftsjahr werden gut eine Milliarde Mark und fuer das Geschaeftsjahr 1996/97 noch 750 Millionen Mark erwartet. Der Bereich Oeffentliche Netze duerfte den Loewenanteil der Restrukturierungsaufwendungen beanspruchen.

Die Siemens-Gewinnschaetzungen fuer 1995/96 schwanken zwischen 40,7 Mark und 51 Mark je Aktie. Auch fuer das uebernaechste Geschaeftsjahr 1996/97 liegen erste Prognosen vor, die sich zwischen 53 und 58 Mark je Aktie bewegen. Legt man fuer das begonnene Geschaeftsjahr eine Gewinnerwartung von 47 Mark und fuer das Geschaeftsjahr 1996/97 von 55 Mark zugrunde, so sollte sich auch der Siemens-Aktienkurs weiter positiv entwickeln koennen.

* Arnd Wolpers ist Geschaeftsfuehrer der Vermoegensverwaltungsgesellschaft CMW GmbH in Muenchen. Die hier veroeffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir fuer vertrauenswuerdig halten. Trotz sorgfaeltiger Quellenauswahl und - auswertung koennen wir fuer Vollstaendigkeit, Genauigkeit und inhaltliche Richtigkeit der Angaben eine Haftung nur insoweit uebernehmen, als grobe Fahrlaessigkeit oder Vorsatz Haftung begruenden. Jede darueberhinausgehende Haftung wird ausgeschlossen. Fuer Angaben Dritter uebernehmen wir kein Obligo, Aktienanlagen sind durch staerkere kursschwankungen gekennzeichnet.