Die Post bietet erweiterte Leistungsmerkmale in den öffentlichen Netzen:

Die schnelle Datenübertragung rückt näher

26.08.1983

In den Datennetzen der Bundespost tut sich in den nächsten Monaten einiges: Der Datex-L-Dienst wird nach oben hin abgerundet durch das 64-Kbit-Modellnetz. Datex-P wird mit erweiterten Leistungsmerkmalen ausgestattet, da die Post die CCITT-Empfehlung X.25 des Jahres 1980 realisiert. Für die Datenübertragung im Telefonnetz kommen neue Modems auf den Markt, die als Steckkarte in die Datenendgeräte eingesetzt werden können. Die schnelle Datenkommunikation von 64 Kbit bis zwei Mbit pro Sekunde wird vom nächsten Jahr an über Satellit abgewickelt.

Nach einer jüngst veröffentlichen Statistik des Fernmeldetechnischen Zentralamts (FTZ) in Darmstadt erfreut sich das öffentliche Direktrufnetz immer noch der größten Beliebtheit für die Datenübertragung. Mehr als 54 Prozent aller geschalteten Datenstationen oder 87 431 Geräte sind hier angeschlossen. Weit abgeschlagen folgt an zweiter Stelle mit 6,36 Prozent oder 10 233 Stationen das Datex-L-Netz. An Datex-P waren 1,54 Prozent oder 2478 Geräte geschaltet. An das Telefonnetz - obwohl nicht nur Datenübertragung konzipiert - sind 56 541 oder 35,2 Prozent der Geräte angeschlossen.

Die Bundespost hat in den vergangenen Jahren das Angebot im öffentlichen Direktrufnetz Schritt für Schritt erweitert, etwa durch die Bereitstellung verschiedenster digitaler Knoteneinrichtungen. So gibt es zum Beispiel Knoten, die ähnlich einem Schnittstellenvervielfacher verteilen oder die - was bisher nur mit Hilfe von Modems möglich war - eine Kanalteilung erlauben. Die Übertragungsgeschwindigkeit in diesem codetransparenten Netz reicht von 50 Bit pro Sekunde bis zu 48 Kbit pro Sekunde.

Das Datex-L-Netz (vergleiche Tabelle 1) überträgt Daten von 300 Bit pro Sekunde asynchron, bis zu 9600 Bit pro Sekunde synchron, alle Verbindungen sind duplexfähig. Mit Ausnahme der X.20- und der X.21-Schnittstellen und der damit verbundenen Prozeduren gibt es seitens der Post keinerlei Vorschriften bei der Datenübertragung. Der Nachteil von Datex-L: Der Dienst deckt lediglich die Ebene 1 des ISO-Modells ab, eine Kommunikation zwischen Endeinrichtungen verschiedener Hersteller ist nicht oder nur kaum möglich.

Auf dem Datex-L-Netz setzt vom kommenden Jahr an das 64-Kbit-Modellnetz auf: eine Vorstufe für die schnelle Datenkommunikation. Dieses Netz ist ebenfalls eine leitungsvermittelte synchrone Verbindung mit X.21- oder X.21bis-Schnittstelle. Der Verbindungsaufbau erfolgt entweder vom Fernschaltgerät aus oder von der Endeinrichtung mit X.21. Der Teilnehmer kann unter mehreren Anschlußvarianten wählen. Möglich ist zum Beispiel, daß man über X.21 mit Nutz- oder Datensignalen im Bereich von 9600 Bit pro Sekunde bis 64 Kbit pro Sekunde arbeitet, während für die Signalisierung oder Zeichengabe eine Geschwindigkeit von 2400 Bit pro Sekunde festgelegt ist. Eine andere Variante: über den 2400-Bit-Steuerkanal kann man gegebenenfalls auch Nutzsignale übertragen.

Weiterhin sieht die Post vor, daß der Teilnehmer mit einem Steuerkanal mehrere parallel laufende 64-Kbit-Kanäle schalten kann, seine Nachrichtenschaltgeräte also kaskadiert. Als Erstausbauorte sind Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart und Bielefeld ausgewählt worden. Nach Angaben des FTZ ist das Modellnetz hier Anfang nächsten Jahres verfügbar.

Neben dem Direktruf- und dem Datex-L-Netz bietet die Bundespost zur Datenübertragung den paketvermittelten Dienst Datex-P (vergleiche Tabelle 2) an. Im Unterschied zu Datex-L deckt dieser Dienst nicht nur die Ebene 1 des ISO-Modells ab, sondern mit der Empfehlung X.25 die ersten drei Ebenen (die Unterschiede zwischen Datex-P und Datex-L zeigt Tabelle 3). Die Geschwindigkeit reicht von 300 Bit pro Sekunde bis zu 48 000 Bit pro Sekunde, auf Grund der Geschwindigkeitswandlung im Netz gibt es jedoch praktisch keine Übertragung mit 48 Kbit, selbst wenn auf beiden Seiten einer Verbindung ein 48-Kbit-Anschluß vorhanden ist. Der Grund: Die Datenpakete aller Teilnehmer werden hintereinander übertragen und nicht wie bei der Leitungsvermittlung über parallele Kanäle.

Datex-P wird komfortabler

Mit der Umstellung der Software auf der Basis der CCITT-Empfehlung X.25 werden ab Mitte nächsten Jahres im Datex-P-Netz zusätzliche Leistungsmerkmale zur Verfügung stehen. Hierzu zählen nach Angaben des FTZ zum Beispiel Sammelanschluß, Anrufweiterschaltung, Veränderung der Fenstergröße auf Paketebene, Erweiterung der bisherigen Paketlänge von 128 Oktetts auf 256 oder 512 Oktetts (Vorteil: schnellere Übertragung größerer Datenmengen) oder die Leistung "Einzelpaket", mit der man bereits im Verbindungsanforderungspaket ein volles Datenpaket versenden kann.

Die Beschreibung des neuen Netzstandards einschließlich aller erweiterten Leistungsmerkmale ist im Datex-P-Handbuch enthalten, das - als Nachfolger für das Benutzerhandbuch Datex-P - vom Jahresende an für 50 Mark verfügbar ist.

Für die Datenübertragung im Telefonnetz will die Post ebenfalls zum Jahresende, spätestens aber vom kommenden Jahr an, neue, wesentlich kleinere Modems anbieten. Diese können auch als Steckkarte in die Datenendeinrichtung eingesetzt werden. Die Übertragungsgeschwindigkeit in diesem Netz reicht von 300 Bit pro Sekunde bis zu 48 000 Bit pro Sekunde beziehungsweise von zehn bis 40 Zeichen pro Sekunde.

Schließlich will die Bundespost im kommenden Jahr für die schnelle Datenkommunikation neben dem 64-Kbit-Modellnetz auch Satelliten einsetzen. Für den nationalen Datenverkehr ist geplant, bei der französischen Post Übertragungskapazität von deren Satellit Telecom 1 anzumieten und diese dann weiterzuvermieten. Die Übertragungsgeschwindigkeit beträgt 64 Kbit beziehungsweise ein Vielfaches davon bis zu zwei Mbit pro Sekunde.

Für den europäischen Datenverkehr steht - ebenfalls vom nächsten Jahr an - der ECS-Satellit der Eutelsat, der Satellitenorganisation der europäischen Postverwaltungen, bereit. Demgegenüber läßt sich die Post mit dem deutschen Fernmeldesatelliten DFS noch Zeit: Die Betriebsaufnahme ist für 1987 geplant. Dann allerdings soll darüber nicht nur die Datenkommunikation abgewickelt werden, sondern auch die Fernsehübertragung.