Internationale R2-Konferenz in Straßburg

Die SAP drängt ihre Mainframe-Kunden zum raschen Umstieg auf R/3

25.04.1997

Als zentrales Argument für den möglichst raschen Umstieg nannte Vorstandsmitglied Henning Kagermann in seinem Einführungsvortrag den Jahrtausendwechsel. Tatsächlich bleibt Anwendern, die mit der Version 4.3 des betriebswirtschaftlichen R/2-Pakets arbeiten, keine andere Wahl, als diese Plattform so rasch wie möglich zu verlassen, weil hier nur zweistellige Datumsangaben unterstützt werden, die ab dem Jahr 2000 zu Fehlern führen werden. Ihnen empfiehlt Kagermann eine rasche Eins-zu-eins-Migration.

Kunden, die dagegen bereits über die Version 5 des Großrechnersystems verfügen und damit auf den Jahrtausendwechsel vorbereitet sind, könnten sich mehr Zeit lassen und sollten laut Kagermann den Umstieg mit einer Neuorganisation ihrer Arbeitsabläufe verbinden. Grundsätzlich sei dabei eine Stichtagsumstellung zu bevorzugen, weil diese am einfachsten und billigsten sei und zudem die höchste Datenkonsistenz garantiere.

In der dem Vorschlag folgenden Diskussion brachten die Anwender allerdings ihre Zweifel zum Ausdruck, ob der Umstieg so problemlos sei, wie von der SAP propagiert. Kagermann versuchte, die Einwände aus dem Publikum als Einzelfälle von Firmen hinzustellen, die ihre R/2-Software ungewöhnlich intensiv ergänzt hätten. Auf die Frage, wie viele der Anwender befürchteten, daß ihnen die R/2-Erweiterungen beim Umstieg Probleme bereiten würden, meldeten sich nahezu die Hälfte der mehrere hundert anwesenden R/2-Anwender.

Auch der vorgeschlagenen Stichtagsumstellung begegneten die User mit Mißtrauen. Viele, so war in den Kaffeepausen zu erfahren, ziehen die sogenannte permanente Migration vor, bei der R/2 und R/3 koexistieren. Auf diese Weise hoffen sie, die Einzelprojekte handhabbar zu halten und nicht auf die gewohnte Zuverlässigkeit ihrer DV verzichten zu müssen. Dafür nehmen sie die hohen Kosten und die Komplexität zweier gleichzeitig zu betreibender Systeme in Kauf.

Auf Ausfallsicherheit angewiesene Anwender würden sich auch darüber freuen, wenn sich die SAP entschließen könnte, R/3 nicht nur als Datenbank-, sondern auch als Applikations-Server auf Großrechnern anzubieten.