"Die optische Speicherplatte wird sich durchsetzen": Mit K. W. Stolz, Leiter Produktmarketing der Philips Data Systems GmbH, Siegen, sprach Dieter Eckbauer

02.05.1980

þPhilips hat eine optische Speicherplatte nahezu zur Produktionsreife gebracht. Wann wird diese Platte einsetzbar sein?

Nach unseren bisherigen Erfahrungen glauben wir, daß es möglich ist, etwa zu Beginn des Jahres 1981 im Rahmen einiger Pilotprojekte in der Bundesrepublik Deutschland fünf solcher Systeme zu installieren. Wir rechnen mit ein- bis eineinhalbjährigen Tests dieser Systeme mit Anwender- und Datenbanksoftware. Außerdem existiert zur Zeit ein Plan, der vorsieht, daß wir 1982 in weiteren Pilotanwendungen nochmals 20 Systeme installieren. Pilotanwendungen bedeutet hier, daß wir nur mit solchen Anwendern zusammenenarbeiten wollen, die ein eigenes leistungsfähiges Datenverarbeitungs-Know-how besitzen. Mit einer Vermarktung im Endverbrauchergeschäft möchten wir ab Ende 1982 beginnen.

þWelches Entwicklungsziel hat Philips bei der Bildplatte im Auge gehabt?

Wir wollten zweierlei erreichen: Einmal die ungeheure Papierflut, die ja sehr häufig zu enormen Effizienzverlusten führt, einzudämmen, und zweitens ein Archivdokumentations- und Auskunftsmedium zu schaffen, das in einer Welt, in der die Informationsflut in Potenzen wächst, ein zusätzliches technisches Medium zur Verfügung zu stellen, zum Beispiel über Terminals, die ja immer mehr an den Arbeitsplatz gelangen.

Stichwort "Computerleistung am Arbeitsplatz". Bildschirme, Drucker und Speicher-Peripheriegeräte müssen in Zukunft unter Bürobedingungen arbeiten. Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Endgerätetechnik?

Wir glauben und haben uns darauf vorbereitet - zum Teil ist das heute schon in unserem System sichtbar- daß sich diese Systeme ganz den Arbeitsbedingungen in den Büros anpassen müssen. Die Geräte, die im Vorfeld der Computer am Arbeitsplatz eingesetzt werden,müssen sich ganz den Arbeitsbedingungen unterordnen. So sehen Sie in allen unseren Systemen heute eine superflache Tastatur, die keinen speziellen Arbeitstisch erfordert, um ermüdungsfrei und sicher damit arbeiten zu können. Drucker werden in Zukunft in dedizierter Form mit einer so geringen Geräuschentwicklung zur Verfügung stehen, daß sie auch in unmittelbarer Nähe zu den in Büros tätigen Menschen eingesetzt werden können. Wir glauben, daß man in Zukunft zu Mehrfunktionsterminals kommt, daß also der Anteil der technischen Geräte an den Arbeitsplätzen nicht gleich der Anzahl der Funktion wächst.

þHerr Stolz, wird denn die Speicherplatte an jeden beliebigen Rechner anschließbar sein?

An jeden beliebigen bestimmt von Anfang an nicht. Man kann sich vorstellen, daß eine derartige neue Technologie, um sie auch sicher im Markt durchzusetzen, einiger großer Anwender und damit aber auch einiger großer Hersteller bedarf; darüber wird zur Zeit gesprochen. Uns erscheint sicher, daß sich diese Speicherplatte innerhalb der gesamten Daten- und Informationstechnik durchsetzen wird, und daß es zu endgültigen, einsetzbaren Produkten etwa 1982/1983 kommt für die mittelständische Wirtschaft. Voraussehbar ist aber auch, daß es schnittstellen-kompatible Versionen zu Großcomputer- und Minicomputersystemen geben wird. Wer nun welche Systeme anbietet, werden die Verträge - zum Teil laufen die Verhandlungen schon - zeigen müssen.