Die Messe macht's

29.01.1982

Gleichzeitig gaben die Hannover Messe AG und die Köln Messe ihre bisherigen Anmelde-Ergebnisse für CeBIT beziehungsweise Orgatechnik bekannt (siehe Seiten 1 und 2): Zufall oder clevere Reaktion der Kölner, darauf ausgelegt, den CeBIT-Leuten die Schau zu stehlen?

Vieles spricht für ein von den Orgatechnik-Veranstaltern beabsichtigtes Scheingefecht zwischen den rivalisierenden Messegesellschaften, denn die Domstädter hätten sich mit ihrer Jubelmeldung eigentlich noch ein paar Monate Zeit lassen können.

Indessen scheint die Analyse wenig akzeptabel, die Kölner sorgten sich ernstlich um den Erfolg der Orgatechnik. Allen wirtschaftlichen Unwägbarkeiten zum Trotz sind die Computerhersteller mehr denn je bereit, für Messen Geld auszugeben. Der Groll über die horrenden Standmieten und die auch nicht gerade geringen Nebenkosten wird heruntergeschluckt.

Ausgehend von der Annahme, daß ein Wegbleiben geschäftsschädigend sei, trachtet die DV-Industrie dort Marketing-Gewißheit zu er halten, wo es keine Gewißheit geben kann: im CeBIT, auf der Orgatechnik, auf regionalen Ausstellungen und Branchenmessen.

Die Überzeugung, daß Messen Pflicht sind, hat in der "olympischen Idee, die Teilnahme sei wichtiger als der Sieg, ihren höchsten Ausdruck erreicht.

Wie stark an dieser Oberzeugung festgehalten wird - zumindest nach außen - , zeigen die Meldeergebnisse der Messegesellschaften (siehe oben). Das Geschäft mit der (knappen) Ausstellungsfläche floriert. Die Messegesellschaften machen Umsatz. Und sie weisen mit Verve auf die Informationsfunktion hin, die Messen erfüllen. Doch insbesondere CeBIT hat sich mittlerweile zu einem Monstrum entwickelt, das die Informationsbedürfnisse der Anwender nicht mehr befriedigen kann.

So hartnäckig die Hannoveraner an ihre Messe glauben, der Erfolg ist zum großen Teil der Tatsache zuzuschreiben, daß sich vor allem Branchenneulinge um einen Platz im CeBIT reißen. Sie sind für eine Messe-Euphorie besonders anfällig. Vielleicht ist dies die Erklärung: Die Messeteilnahme kostet immer noch weniger als Marktpräsenz.