Erfahrungsberichte über Job Accounting

Die Kosten sinken, sobald sie verrechnet werden

13.08.1976

FRANKFURT - Immer mehr Unternehmensleitungen fordern eine exakte Kostenplanung und -kontrolle im Rechenzentrum. Während sich die Gesamtkosten leicht ermitteln lassen, bereitet ihre sachgerechte Verteilung, entsprechend den in Anspruch genommenen RZ-Leistungen, erhebliche Schwierigkeiten. Als Beispiel für gute Lösungen hat die Abteilung Informatik des Vereins Deutscher Maschinenbauanstalten (VDMA), Frankfurt, jetzt Erfahrungsberichte zweier Mitgliedsfirmen vorgelegt.

Das Verrechnungsprogramm bei den Industriewerken Schaeffler besteht aus zwei Teilen, Der erste Teil beinhaltet die Erfassung und Verrechnung der Kosten für Planung, Realisierung und Pflege von EDV-Projekten. Die Projekte und deren Aktivitäten werden in einer Projektdatei gespeichert und laufend "upgedatet". Die angefallenen Istkosten werden je Mitarbeiter und Projekt in einern Wochenbericht erfaßt. Bewertet mit einem Stundensatz werden sie dem Projekt belastet. Gleichzeitig wird ein geschätzter Erledigungsprozentsatz angegeben, der es erlaubt, auf zu erwartende oder eingetretene Terminüberschreitungen hinzuweisen. Weitere Kosten werden dem Projekt aus dem Job-Accounting-Teil des Programmsystems als Testkosten zugerechnet.

Querverweis bei Testkosten

Der zweite Teil des Schaeffler-Programms erfaßt und verrechnet die RZ-Produktionsleistungen. In einer Job-Datei sind alle existierenden und geplanten Programme gespeichert. In dieser Datei werden im wesentlichen die Kosten für die durchgeführten produktiven Läufe und Testläufe festgehalten. Es besteht die Möglichkeit, die regulären Kosten mit einem je Programm gespeicherten Schlüssel anteilig auf mehrere Werke oder Kostenstellen zu belasten. Für die Verrechnung der Testkosten ist in der Job-Datei ein Querverweis zu dem entsprechenden Projekt in der Projektdatei.

Den wesentlichen Input für die Job-Abrechnung liefert das Betriebs- oder Spoolsystem in Form von Daten über die anteilige Belastung des Rechners durch ein Programm. Als eine auch dem Benutzer verständliche Größe zur Kostenerfassung eignet sich die um die Multiprogrammingeinflüsse bereinigte Programmlaufzeit. Diese Programmlaufzeit wird bewertet mit einem Standardpreis, der aufgrund der Kosten und der durchschnittlichen Auslastung der DV-Anlage festgelegt ist.

In kürzester Zeit amortisiert

Die wichtigste Ausgabe dieses Programmteils ist neben dem Tagesprotokoll die Kostenumlage der RZ-Produktion. Wie weit die Kostenumlage zu Standardverrechnungssätzen die angefallenen Istkosten deckt, läßt sich aus dem Abschlußprotokoll entnehmen. Als Nebenprodukt gewinnt man dann noch nützliche Auswertungen für die mittelfristige Job-Planung. Weitere positive Auswirkungen: Erhöhung des Kostenbewußtseins bei Projektanträgen an die DV-Abteilung und Steigerung der Effizienz der Programmierung durch Ausweis der Kosten für fehlerhafte Läufe.

Dr. Klaiber, der Verfasser des Schaeffler-Berichts, rät allen DV-Anwendern, ein Abrechnungssystem einzuführen: "Ob selbst entwickelt oder gekauft - die Amortisation des Aufwandes ist in kürzester Zeit gewährleistet."

Das DV-Kostenerfassungs- und Weiterverrechnungssystem bei der Linde AG wurde selbst entwickelt und ist seit einigen Jahren im Einsatz. Zielsetzung: Kostenplanung und -kontrolle von EDV-Vorhaben, Weiterverrechnung von EDV-Kosten bei auftragsgebundenen Arbeiten und die Schaffung von Unterlagen- für eine möglichst gute Hardware-Planung.

Für den Kostentyp "Programmierung und Systemanalyse" wird mit Hilfe des üblichen Betriebsabrechnungsbogens jedes Jahr ein Stundensatz gebildet. Alle im Rechenzentrum anfallenden Kosten für Personal, Mieten, Papier sowie Datenerfassungskosten werden zusammengefaßt und in Form eines Maschinenstundensatzes ausgedrückt.

Die Linde AG geht von den "System Management Facility" (SMF)-Daten aus: CPU-Zeit, Programmgröße, Zahl der belegten Plattenlaufwerke, Plattenzugriffe, belegten Bandeiriheiten, Bandzugriffe, gelesenen Datenkarten gestanzten Karten sowie der gedruckten Zeilen. Bei Band und Plattenzugriffen fehlt die Länge der ein- oder ausgegebenen Sätze. Hierfür wird bei Linde ein Mittelwert angenommen.

Vorsicht bei Eigenentwicklung

Die Einführung der Weiterverrechnung der EDV-Kosten hat bei Linde erwartungsgemäß zu einem "spürbaren Rückgang" der Rechnerbenutzung geführt. Es wird jedoch betont, daß die EDV-Kostenerfassung auch eine gewisse Belastung mit sich bringt. Die Erstellung der SMF-Sätze durch das Betriebssystem kostet CPU-Zeit und PIattenkapazität. Vor einer Eigenentwicklung der notwendigen Programme rät Linde anderen Firmen, die Anmietung oder den Kauf von entsprechender Software bei den Servicebüros zu prüfen. uk