Kooperation mit SAP und Handy-Banking sind nur der Anfang

Die Deutsche Bank will sich fürs E-Business "transformieren"

25.02.2000
FRANKFURT/M. (qua) - Aus den Erfahrungen mit der Bank 24 hat die Deutsche Bank gelernt: Künftig wird sie die Themen Internet-Banking und E-Commerce nicht mehr ausgliedern, sondern, so Vorstandssprecher Rolf Breuer, die "Transformation" des Gesamtkonzerns in Richtung Online-Business vorantreiben.

Etwa 200 Initiativen im Umfeld des E-Commerce hat die Deutsche Bank innerhalb der vergangenen Jahre gestartet, so berichtet Breuer. Diese "Insellösungen" gelte es jetzt in einen Rahmen einzupassen. Ein Name für dieses Vorhaben ist gefunden: "Global E" bezeichnet sowohl die Internet-Strategie als auch ein quer zur Aufbauorganisation angesiedeltes "Action Committee"; es untersteht dem Vorstandsmitglied Hermann-Josef Lamberti.

Rund 600 Millionen Mark wird das Geldhaus in diesem Jahr investieren, damit Global E kein Lippenbekenntnis bleibt. Zu den geplanten Projekten zählt die Kooperation mit SAP: Auf dem elektronischen Marktplatz des Softwareriesen (www.mysap.com) wird sich die Deutsche Bank als Clearing-Stelle für die Abwicklung der Finanztransaktionen anbieten. "SAP kontrolliert die Güter-, wir die Finanzströme", umschreibt Lamberti das Geschäftsmodell. Eine ähnliche Übereinkunft hat die Bank mit der Metallgesellschaft AG getroffen, die im Internet einen Handelsplatz für Chemikalien (www.cheop.com) betreibt. Darüber hinaus plant der Finanzdienstleister, selbst Internet-Märkte ins Leben zu rufen. Doch diese Initiative stellt nur einen Teil der Internet-Aktivitäten dar, die alle noch in diesem Jahr Wirklichkeit werden sollen.

Partnerschaft mit AOL geplant

Die angepeilte Transformation des Konzerns betrifft alle Unternehmsbereiche. Das beginnt im Massenkunden-Segment, wo die Tele-Commerce-Bank, ein Joint Venture mit Mannesmann, Brot-und-Butter-Transaktionen via Telefon anbietet, und es endet beim Firmenkundengeschäft, wo die individualisierbare Web-Plattform "DB Business direct" die persönliche Betreuung ergänzen oder ersetzen wird.

Das traditionelle Filialgeschäft und das Online-Banking wurden bereits mit der Re-Integration der "Bank 24" unter einen Hut gebracht. Um die Online-Klientel direkt beim Web-Zugang abzugreifen, geht die Deutsche Bank eine Partnerschaft mit dem Internet-Service-Anbieter AOL ein.

In Frankreich läuft der Versuch, ein Private-Banking-Geschäft aufzubauen, ohne in ein umfangreiches Niederlassungsnetz zu investieren. Die minimale Vor-Ort-Präsenz (derzeit 15, im Endausbau 40 Filialen) wird durch umfangreiche Direct-Banking-Möglichkeiten unterstützt.

In Zusammenarbeit mit dem Handy-Hersteller Nokia und dem Web-Dienst Yahoo ist sogar der Internet-Zugriff vom Mobiltelefon aus vorgesehen. Allerdings erwartet Lamberti vorerst wenig Nachfrage nach Unterstützung für das Wireless Application Protocol (WAP): "Die Technik ist da, aber keiner macht es."

Auch die eigenverantwortlichen Privatinvestoren will die Deutsche Bank künftig via World Wide Web erreichen. Sie bastelt an einem Internet-Portal für das persönliche Finanz-Management (moneyshelf.com). Es soll dem mündigen Bankkunden nicht nur erlauben, ohne Vermittlung Investitionen zu tätigen oder Kredite abzurufen, sondern ihm auch Instrumente an die Hand geben, mit denen sich das Marktangebot - das der Deutschen Bank und ihrer Konkurrenten - analysieren lässt.