Verfassungsschutzbericht 2007

Deutschland beliebt bei Wirtschaftsspionen

16.05.2008
Deutsche Firmen werden immer häufiger ausspioniert, warnt der Verfassungsschutz. Die aktuell größte Bedrohung: Internet-Attacken auf Netze und Computersysteme hiesiger Unternehmen und Regierungsstellen.

"Wirtschaftsspionage gewinnt im Rahmen des globalen Ringens um Marktanteile und Dominanz immer mehr an Bedeutung", heißt es in dem jüngsten Bericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Demnach haben die Versuche ausländischer Nachrichtendienste und Konkurrenten, sich am Know-How deutscher Unternehmen zu vergreifen, drastisch zugenommen. Dies schädige nicht nur die hiesigen wirtschaftlichen Strukturen, sondern vernichte zudem Arbeitsplätze, warnen die Verfassungsschützer.

Dabei unterscheiden sich die Begehrlichkeiten je nach der spionierenden Nation: Während sich hochindustrialisierte Staaten meist für wirtschaftliche und wirtschaftspolitische Strategien interessierten, hätten es technologisch rückständige Länder eher auf konkrete Projektinformationen und Forschungsergebnisse abgesehen, so die Behörde.

Der Spion kommt via Internet

Neben klassischen Agenten werden auch so genannte Non-Professionals - etwa Studenten, Gastwissenschaftler und Praktikanten -, die sich zu Studien- oder Ausbildungszwecken temporär in Deutschland aufhalten, als Spitzel eingesetzt. Immer mehr Bedeutung kommt laut Bericht jedoch neuen Techniken zur Informationsbeschaffung zu: Die derzeit größte Gefahr stellen aus Sicht der Verfassungsschützer Internet-Attacken auf Netze und Computersysteme deutscher Wirtschaftsunternehmen und Regierungsstellen dar. Dabei ließen die jeweiligen Ziele der elektronischen Angriffe sowie ihre Intensität, Struktur und Breite ließen auf einen "staatlichen Ursprung" der Attacken schließen. Auch setzten die Qualität der genutzten Technik sowie die gute Koordination der Aktivitäten ein erhebliches finanzielles Potenzial und entsprechende personelle Ressourcen voraus.

Auch der Mittelstand wird ausgespäht

Zielscheibe der Spähertrupps sind dem Bericht zufolge nicht etwa nur Großkonzerne, auch kleine und mittelständische Unternehmen geraten ins Visier der Wirtschaftsspione. Deren Schnüffelaktionen konzentrieren sich laut Report vor allem auf die Branchen Automobilindustrie, erneuerbare und saubere Energien, Chemie, Optoelektronik, Kommunikations-, Röntgen- und Rüstungstechnik sowie Werkzeugmaschinen (insbesondere computergesteuerte Maschinen), Verbundwerkstoffe und Materialforschung. Als in Deutschland besonders spionageaktiv hat der Verfassungsschutz neben China vor allem Russland ausgemacht, dessen "Nachrichten- und Sicherheitsdienste den gesetzlichen Auftrag haben, die russische Wirtschaft zu unterstützen." (kf)