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Deutschland beim Bezahlen mit Handy noch Entwicklungsland

29.01.2007
Jeder zweite Bundesbürger würde nach einer Studie des Bundeswirtschaftsministeriums gerne mit dem Handy bezahlen können.

Dafür gibt es aber im Bundesgebiet kaum Möglichkeiten, sagte der Augsburger Wissenschaftler Key Pousttchi in einem dpa-Gespräch. "Beim Bezahlen mit dem Handy ist Deutschland noch ein Entwicklungsland. Es gibt trotz des hohen Kundeninteresses keinen Anbieter mobiler Bezahlverfahren." Nach Studien seiner Arbeitsgruppe an der Augsburger Universität würden viele Bürger unter anderem gerne Bahntickets oder Parkgebühren an Automaten über Handy bezahlen.

Pousttchi arbeitet am Augsburger Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Systems Engineering und leitete ein Jahr lang den vom Bundeswirtschaftsministerium eingerichteten Runden Tisch zu mobilen Zahlungsweisen (National Roundtable M-Payment). "Bislang funktionieren mobile Dienste nur bei Klingeltönen oder Pornoangeboten", beklagte er.

Keine große Bank oder ein Mobilfunkanbieter habe sich in Deutschland bislang bereit gefunden, ein einheitliches Verfahren für das Bezahlen mit Handys anzubieten. Deutschland sei hier im europaweiten Vergleich weit zurück. In Spanien und Österreich funktioniere bereits ein Mobile-Payment-System. Die Forschung habe auf diesem Sektor gute Arbeit geleistet, die Wirtschaft verhalte sich zögerlich. "Die Zukunft liegt bei der Handy-Bezahlung, in zehn Jahren werden wir über die heutigen Diskussionen schmunzeln", sagte Pousttchi.

Wissenschaftler und Praktiker werden sich am 29. und 30. Januar in Augsburg zu einer Konferenz über mobilen Handel (Mobile Commerce) treffen. Neben Vorträgen über diesen Wirtschaftszweig sollen auch neue Anwendungsverfahren des Bezahlens mit dem Handy demonstriert werden. "Noch ist die Situation in Deutschland als anarchisch zu beschreiben, ein einheitliches Verfahren lässt auf sich warten", sagte Pousttchi. (dpa/tc)