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Deutsche Börse will Neuen Markt bis Ende 2003 dicht machen

26.09.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Deutsche Börse hat am heutigen Donnerstag ein neues Konzept für die Segmentierung der Frankfurter Wertpapierbörse vorgestellt: Um Investoren und Aktiengesellschaften eine höhere Integrität und Attraktivität zu bieten, ist geplant, den Gesamtmarkt in zwei Bereiche mit unterschiedlichen Transparenzstandards aufzuteilen. Demnach soll bei den Börsenzulassungssegmenten künftig zwischen dem "Domestic Standard" mit den gesetzlichen Mindestanforderungen an Transparenz sowie dem "Prime Standard" mit schärferen Bestimmungen unterschieden werden. Zusatzanforderungen sind die Anfertigung von Quartalsberichten gemäß internationaler Bilanzierungsstandards (IAS oder US-GAAP), die Vorlage eines Unternehmenskalenders, mindestens eine Analystenkonferenz pro Jahr sowie Ad-hoc-Mitteilungen und andere Berichte in deutscher und englischer Sprache. Das Premium-Segment soll dabei

auch den Neuen Markt sowie das Nebenwertesegment Smax ersetzen. Diese werden bis spätestens Ende kommenden Jahres aufgelöst, hieß es.

Künftig sei außerdem geplant, die Werte für sämtliche Auswahlindizes aus diesem Segment zu generieren, teilte die Deutsche Börse mit. Dabei werden die größten Unternehmen im DAX zusammengefasst. Für die Small- und Midcaps sind zwei Gruppen vorgesehen, eine mit den klassischen Branchen wie derzeit im MDAX und SDAX, sowie eine andere mit Technologiewerten, wie derzeit im Nemax.

Der Domestic Standard ist dagegen als Sammelbecken für Aktien mit primär nationaler Ausrichtung vorgesehen. Aufgrund der niedrigeren Anforderungen eignet sich das Risikosegment dabei insbesondere für Firmen, die die Auflagen des Premiumsegments wegen der hohen Kosten nicht nutzen können oder wollen.

Rechtliche Grundlage für die Neuordnung ist das vierte Finanzmarktförderungsgesetz, das eine umfassende Reform des Börsenrechts vorsieht. Dadurch sollen künftig alle Anforderungen für die beiden Segmente in einer öffentlich-rechtlichen Börsenordnung geregelt sein. Bislang konnten die internationalen Standards nur in privatrechtlichen Regelwerken (Neuer Markt und Smax) beziehungsweise in Indexleitfäden (DAX und MDAX) festgelegt werden. (mb)