Michael Müller-Wünsch, TNT Logistics

Der Kommunikator

17.11.2006
Von 
Winfried Gertz ist Journalist in München. Er arbeitet in einem Netzwerk von zahlreichen Anbietern kreativer Dienstleistungen. Das Spektrum reicht von redaktioneller Hörfunk- und Fernsehproduktion über professionelle Fotografie bis zu Werbetexten für Industrieunternehmen und Non-Profit-Organisationen.
Innerhalb kürzester Zeit hat Michael Müller-Wünsch der IT von TNT Logistics ein neues Gesicht verliehen. Um deren Leistungen zu verkaufen, nutzt der IT-Direktor jede Gelegenheit zur Kommunikation.
Müller-Wünsch
Müller-Wünsch

Gewiss ist der promovierte Wirtschaftsinformatiker Müller-Wünsch ein hervorragender IT-Experte, der beherzt strategische Projekte vorantreibt, ohne aus dem Blick zu verlieren, dass der operative Alltag bisweilen mit Rückschlägen und meuternden Anwendern konfrontiert ist. Doch bei aller fachlichen Präzision und ausgeprägten Geschäftsorientierung nimmt er vor allem seine Führungsrolle ernst. "Meine Mitarbeiter lernen, sich an Kunden zu orientieren und zur Wertschöpfung beizutragen." Ob ihnen dies gelingt, wird bald am neuen Vergütungsmodell abzulesen sein. Die Zufriedenheit der Mitarbeiter und Führungskräfte mit der IT, die alle sechs Monate befragt werden, schlägt sich auch im variablen Gehaltsanteil von Müller-Wünsch und seinen Kollegen nieder.

Erfolgsbausteine

- Integration von drei IT-Abteilungen in eine IT-Service-Organisation

- Einführung eines Standard-Warehouse-Management-Systems.

- Ernennung eines ICS-Governors, der die Kundenorientierung von IT vorantreibt

- Ablösung von Entgelt- und Zeitwirtschaftssystemen durch Einführung von SAP HR

Während seiner ersten zwei Jahre als IT-Direktor von TNT Logistics tauschte er drei Entgelt- und Zeitwirtschaftssysteme gegen SAP HR aus, führte ein Standard-Warehouse-Management-System für Kundenlösungen ein und integrierte drei IT-Abteilungen in eine IT-Service-Organisation. Ein Parforce-Ritt, der nicht ohne Widerspruch blieb. "Viele Anwender müssen umdenken", sagt er.

Müller-Wünsch weiß, dass sich die IT auf das Kerngeschäft konzentrieren muss, wenn sie personalintensiv in allen kundennahen Bereichen auftreten und maximale Transparenz ihrer Leistungen erzielen will. "Eventuell werden wir den Betriebsaufwand für unsere Infrastruktur durch Outsourcing reduzieren", räumt er ein. Anwendungen für E-Mail und File Services stehen ganz oben auf der Liste.

In seiner Strategie lässt sich Müller-Wünsch nicht beirren. Erst jüngst hat er eine Governance-Plattform installiert, um der beabsichtigten Kunden- und Serviceorientierung der IT mehr Gewicht zu verleihen. Dafür berief er einen "ICS Governor" (Information and Communication Services). Ein wichtiges Ziel ist Standardisierung und Integration; so will er dezentrale Server-Landschaften, die unter Microsoft laufen, durch Linux-basierte Systeme ersetzen. Auf Herz und Nieren prüft er bereits die Leistung von Thin Clients, die mit quelloffener Software ausgestattet sind.

Zur Person

- seit August 2004 Geschäftsführer und Director ICS von TNT Logistics

- 2000 bis 2004 Geschäftsführer und COO von myToys.de

- 1996 bis 2000 Mitglied der Geschäftsleitung der Herlitz PBS AG

- 1991 bis 1996 Wissenschaftlicher Assistent im Fachbereich Wirtschaftsinformatik an der TU Berlin

Wie vielen CIOs liegt Müller-Wunsch sehr daran, dass die IT im Unternehmen an Bedeutung zulegt. Dem studierten Betriebswirt, der Bilanzen lesen und Bits and Bytes richtig einordnen kann, fällt diese Aufgabe nicht schwer. "Das Innovationspotenzial moderner IT zur Neugestaltung von Geschäftsprozessen darf man nicht vernachlässigen", sagt Müller-Wünsch, der die Hälfte seiner Arbeitszeit zur Kommunikation nutzt. Er berichtet direkt an den CEO und ist Mitglied des Executive Boards, das sich wöchentlich trifft.

Damit der Funke von der IT auf die Fachabteilungen überspringen kann, ist der 45-Jährige auch auf dieser Ebene stets präsent. Die Manager treffen sich wöchentlich und tauschen sich darüber hinaus im Intranet aus. "Ich erläutere unsere Arbeitsergebnisse und berichte, was sich dank IT in den Fachabteilungen verbessert hat", sagt er. Zusätzlich ist sein Kalender mit Vortrags- und Messeterminen gespickt.

Der Vater dreier Kinder, der eigentlich Sportmediziner werden wollte, entspannt sich gern bei einem guten Essen mit Freunden. Sein Vorbild ist Peter Ustinov. Der Weltbürger, der gern erzählte, er sei in Leningrad gezeugt, in London geboren und in Schwäbisch-Gmünd getauft worden, blieb stets menschlich und war nie herablassend - davon könnte sich so mancher Manager eine Scheibe abschneiden.

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