Seine hohe Budgetverantwortung wird gut bezahlt

Der IT-Einkäufer in der Dienstleistung: Vom Abwickler zum Strategen

03.12.1999
von Anja Klauk* Bis in die jüngste Zeit wurde der Einkauf von Hard- und Software, Telekommunikation und IT-Dienstleistungen dezentral in den Fachabteilungen abgewickelt. Der DV-Beauftragte hatte ein begrenztes Budget und mußte sich vor seinem Abteilungsleiter verantworten. Mittlerweile haben die großen Finanzdienstleister eine Stabsstelle für die IT-Beschaffung eingerichtet, deren Leiter direkt an den Vorstand berichtet und für ein Budget in achtstelliger Höhe verantwortlich ist.

"Die Position des IT-Einkäufers wurde vor allem aus wirtschaftlichen Gründen geschaffen", sagt Ralf Hager, geschäftsführender Gesellschafter der Hager & Partner Unternehmensberatung, Frankfurt. Da in Abteilungen wie DV, Zahlungsverkehr oder Buchhaltung Investitionen in der Höhe von zum Teil 100 Millionen Mark getätigt würden, ließen sich durch Kalkulation und Rabatte beträchtliche Einsparungen erreichen. "Banken und Versicherungen wurde bewußt, daß sie für Einsparungen in großem Stil einen Einkaufsprofi in Stabsposition benötigen", beschreibt Hager.

Viel Verantwortung und ein sehr hohes Gehalt

Der heutige IT-Einkäufer integriert zwei Mentalitäten in einer Person. "Ideal ist eine Persönlichkeit, die sowohl die Verhandlungs- und Durchsetzungskompetenz eines klassischen Industrie-Einkäufers besitzt als auch das umfassende IT-Know-how eines DV-Spezialisten", faßt Hager zusammen. Daneben sollte der IT-Einkäufer sich ständig über aktuelle Veränderungen des IT-Marktes auf dem laufenden halten. Wer bei der Beschaffung auf die falsche Technik setze, fahre angesichts der rasanten Entwicklung und des großen Volumens schnell hohe Verluste ein.

Laut Hager ist der IT-Einkäufer nicht mehr nur "Abwickler, sondern hochspezialisierter Stratege". Er plant und entwickelt Beschaffungsstrategien für Hard- und Software sowie Dienstleistungen. Zudem wählt er die Lieferanten aus, pflegt die Beziehungen zu strategischen Partnern und handelt Rahmenverträge wie Preise aus. Als interner Dienstleister berät der IT-Einkäufer schließlich die Fachbereiche in allen Fragen der Beschaffung und Budgetierung.

Das Aufgabenspektrum erfordert neben umfassenden IT-Kenntnissen auch langjährige Erfahrung in der IT-Beschaffung. Dazu gehört Routine mit Vertragsgestaltung und -recht. Loyalität, Führungserfahrung und Verhandlungskompetenz sowie sehr gute Englischkenntnisse sind ein Muß, Branchenkenntnisse von Vorteil. Bei Neueinstellungen wird ein abgeschlossenes Studium der (Wirtschafts-)Informatik oder Betriebswirtschaft gern gesehen.

Und die Dotierung? Nach den Erfahrungen von Hager kann der Leiter IT-Beschaffung "um die 200000 Mark pro Jahr verdienen, in einem Großkonzern ist zum Teil sogar das Zwei- bis Dreifache drin." Unternehmen honorieren mit solchen Spitzengehältern die komplexen Anforderungen, die hohe Verantwortung und auch das diplomatische Geschick, das eine Stabsstelle erfordert: "Es ist wichtig, daß Entscheidungen mit den Fachabteilungen getroffen werden. Tatsächlich herrscht wegen mangelnder Absprachen oft interne Mißstimmung: Investitionen werden nicht selten aus politischen oder kurzfristigen wirtschaftlichen Gründen gefällt oder einfach deshalb, weil alles schnell gehen muß."

*Anja Klauk ist freie Journalistin in Frankfurt am Main.