Top 10 - Frank Nittka, Brita GmbH

Der Herr der Prozesse

28.11.2008
Erst die Prozesse, dann das ERP-System. Mit diesem Ansatz gelang es Frank Nittka von Brita, mit SAP nah am Standard zu bleiben.
Frank Nittka, CIO bei der Brita GmbH, schaffte es beim "CIO des Jahres 2008" in der Kategorie Mittelstand in die Top 10.
Frank Nittka, CIO bei der Brita GmbH, schaffte es beim "CIO des Jahres 2008" in der Kategorie Mittelstand in die Top 10.

"Wir müssen erst die Prozesse klären, bevor wir mit ERP anfangen", gab Frank Nittka, Leiter der Bereiche IT und Organisationsberatung bei der Brita GmbH, als Leitlinie für die geplante Umstellung auf SAP vor. In vielen Unternehmen komme das Thema Geschäftsprozesse zu kurz, berichtete der Manager aus seiner Erfahrung. Bei Brita war die Geschäftsleitung allerdings schnell von der Bedeutung überzeugt und unterstützte das Vorhaben uneingeschränkt.

Nittkas erste Aufgabe bei Brita war es, ein Bewusstsein zu schaffen, dass ERP im Grunde ein Business-Projekt sei. Die Frage aus den Fachbereichen, wann denn die IT ein neues ERP-System einführe, beantwortete er: "Das macht ihr." Dazu gründete der IT-Leiter die Abteilung Organisationsberatung, die die Fachbereiche dabei beraten sollte, wie sie ihre Prozesse dokumentieren, strukturieren und optimieren. Um dieses Prozessdenken in der Organisation zu verankern, etablierte Nittka Process Owner, die für ganze Prozessketten Verantwortung übernehmen sollten.

Dabei war das Fingerspitzengefühl von Nittka und seinen Mitarbeitern gefragt, da die Verantwortung der Process Owner über Abteilungsgrenzen hinwegreichte. Es galt Widerstände und Ängste, den Mitarbeitern werde etwas weggenommen, zu überwinden. "Wir mussten unsere Leute überzeugen und Vertrauen schaffen", erzählt der Manager, "das kann man nicht befehlen."

Ohne Schnittstellen geht nichts

Eine weitere wichtige Rolle übernahmen die Business Process Experts, berichtet Nittka. Diese fungierten als Schnittstelle zwischen Fachbereich und IT und überprüften beispielsweise fachliche Anforderungen darauf, ob sie sinnvoll beziehungsweise in der IT umsetzbar seien und ob integrative Aspekte hinreichend beachtet werden. Mit dieser Schnittstelle und strikten Regeln zur Genehmigung von Modifikationen am SAP-System sei es gelungen, sehr nah am Standard zu bleiben. "Heute denken unsere Leute bereits im Standard."

Frank Nittka (47), Brita

Position: Leiter IT und Organisationsberatung.

Branche: Wassertechnik/Wasserfilter (850 Mitarbeiter).

Ein CIO muss … vom Business als gleichberechtigter Partner anerkannt werden und einen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten.

Er liest gerade … Dava Sobel: "Längengrad".

Lieblingsfach … in der Schule: Mathematik.

Wichtigstes Projekt: Prozessorganisation und SAP-Einführung.

Beschreibung: Aufbau einer Prozessorganisation mit Prozesslandkarte; weltweiter SAP-Rollout.

IT-Bereiche: ERP, Datenqualität / -Management, Konsolidierung (IT-Infrastruktur), Projekt- und Portfolio-Management.

IT-Umgebung: Mysap ERP 2005 (ECC 6.0), BI 7.0 auf MaxDB als Single-Instance-/Single-Client-Lösung.

Herausforderungen: Mitarbeiter mussten von der prozessorientierten Organisation überzeugt werden; konsequente Orientierung am SAP-Standard; Konsolidierung der Stammdaten; weltweites Template.

Zeitrahmen: 2006 bis 2007 - Business Blueprint, Template, Rollout Deutschland (ab 2008 weiterer internationaler Rollout).

Projektmitarbeiter: zehn im Kernteam (IT-Mitarbeiter gesamt: 16).

Projekt-Budget: zehn Millionen Euro (2006 bis 2010); (IT-Budget für 2008 allg.: 7,5 Millionen Euro).