Wissenschaftler hinterfragen Nutzen der Informationstechnologie:

Den Menschen in den Mittelpunkt rücken

24.03.1989

MÜNCHEN (ih) - Die Informationstechnologie muß menschengerechter werden. Unter diesem Motto wurde in Köln das Institut für Informations- und Kommunikationsökologie (IKÖ) gegründet Die IKÖ Mitglieder sollen die Weichen in der Informationstechnologie in Richtung auf eine den Menschen gemäße, demokratie- und umweltverträgliche Kommunikation stellen.

Nicht nur die Natur, sondern auch der Mensch und das Zusammenleben von Menschen ist schutzbedürftig. Aus diesem Grund haben sich Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen, Vertreter von Gewerkschaften, Kirchen und sozialen Bewegungen zusammengeschlossen. Die IKÖ-Mitlglieder wollen verstärkt hinterfragen, wem die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien nutzen, den Menschen mehr in den Mittelpunkt dieser Entwicklungen rücken sowie prüfen, wie eine unter diesen Gesichtspunkten sinnvollere Technik aussehen sollte.

Die Informations- und Kommunikationstechniken greifen nach Meinung der IKÖ-Gründer tief in menschliche Lebenszusammenhänge, wie zum Beispiel das Heranwachsen, die Bildung und Ausbildung, den privaten und beruflichen Alltag, das öffentliche Leben sowie die politische Information und Willensbildung ein. Allerdings sei dies den Bürgern noch viel zu wenig bewußt. Vielmehr glaubten diese, daß durch die neuen Techniken alles besser werde. Ihre Anwendung orientiere sich in erster Linie aber an der technisch-ökonomischen Machbarkeit. Gefahren und Folgen würden kaum beachtet. Hier will das Institut ein Gegengewicht zu Staat und Industrie schaffen. Die Mitglieder vollen aufklären, beraten sowie forschen und dabei die vorhandenen Erkenntnisse und Kräfte aus den einzelnen Bereichen bündeln.

Als Themen haben sich die Wissenschaftler die Dateneinsparung, den Datenschutz, die informationelle Selbstbestimmung sowie die Entwicklung von Alternativen zur technischen Kommunikation aufs Panier geschrieben. Vor allem sollen auch Verfahren und Ziele für die Gestaltung, Begrenzung und Folgenforschung aller Formen der Datenverarbeitung und Nachrichtentechnik entwickelt werden. "Wer von der Technik nichts versteht, soll nicht über die Folgen reden, sagen die Experten immer. Das kann man auch umkehren - wer von den Folgen nichts versteht, sollte keine neuen Techniken in Umlauf setzen", erklärte Barbara Mettler-Meibom anläßlich der Gründung des IKÖ-Instituts.

Information: Professor Herbert Kubicek, Fachbereich Informatik, Universität Bremen, 2800 Bremen 33, Telefon 04 21/2 18/2830.