Den Daten durch sorgfältigen Umgang eine Chance geben

19.07.1985

Die immer größer werdenden Datenmengen und die Abhängigkeit des Unternehmens davon läßt den Umgang mit den Datenträgern zunehmend wichtiger werden. Josef Fromme, DV-Leiter der Hesse GmbH in Hamm, ist davon überzeugt, daß sich der Ruin eines Betriebs durch unsachgemäßen, sorg- und bezugslosen Umgang mit den Daten und dem "Trägermaterial" ohne Probleme vorbereiten läßt. Deshalb ist es seiner Meinung nach zwingend notwendig, durch gezielte Maßnahmen dem Datenverlust vorzubeugen. Uneinig sind sich die Befragten allerdings darüber, durch welche Unachtsamkeiten Informationen verlorengehen können. Was auch immer die Ursache ist, der Anwender ist der, der den Ärger hat. Diesen jedoch, betont Horst Dönicke, Pressesprecher der BASF AG, Ludwigshafen, kann man durch Sauberkeit und sanftem Umgang mit allen Datenträgern weitgehend verhindern. bk

Ulrich Bünder

Minolta Camera Handels GmbH, DV-Leiter, Ahrensberg

Von der Funktionstüchtigkeit der Datenträger hängt die gesamte Datenverarbeitung ab. Aber nur sachgemäße Behandlung, oder bei unvorhergesehenem Ausfall eines Datenträgers ein wohlüberlegtes Sicherheitskonzept, gewährleisten das Vertrauen in die Sicherheit der Datenverarbeitung. Allen Bedienern von Datenträgern in der DV sollte dies immerwährend bewußt sein.

Festplatten sind so leicht nicht kleinzukriegen. Klimaanlagen, automatische Temperaturprüfung, eingebaut in einem Schrank und die Bedienung nur durch das Zentralsystem, machen eine Festplatte zu einem der sichersten und verläßlichsten Datenträger. Trotzdem kann es durch Erschütterungen, zum Beispiel hervorgerufen durch Bauarbeiten, zu einem Festplattenfehler kommen, der zu einem vollständigen Datenverlust führen kann. Rechtzeitiges Abschalten des Plattensystems ist dann die beste Sicherheitsvorkehrung.

Wechselplatten und Magnetbänder sind dagegen weniger robust. Nur entsprechende sachgemäße Behandlung und Schutzmaßnahmen beim Montieren und Transport gewährleisten ihre Funktionstüchtigkeit. Der Bediener dieser Datenträger ist in unserem Unternehmen speziell ausgebildet bezüglich Handhabung von Bändern und Platten und wird diese Regeln befolgen. Als spezielle Sicherheitsmaßnahme beim Transport von Bändern durch Boten benutzen wir Datenträgerkoffer.

Die Diskette, als der universelle, weitverbreitete Datenträger, hat sich unter anderem deshalb durchgesetzt und die Lochkarte abgelöst, weil sie äußerst robust, leicht zu handhaben ist und weniger Vorsichtsmaßnahmen bedarf. Die Sicherheitsregeln, die auf jede Diskettenhülle gedruckt sind, gelten nur für extreme Situationen. Sie sind für jeden verantwortlichen Bediener selbstverständlich, geläufig und in der Regel werden sie immer beachtet.

Die Floppy-Disk, die "schlappe Scheibe", bedarf keiner außergewöhnlichen Behandlung. Selbst bei Versendung von Disketten außer Haus ergeben sich kaum Probleme. Jahrelang hatten wir innerhalb Deutschlands problemlos mit der normalen Post einen täglichen Datenaustausch über Disketten vorgenommen. Selbst bis nach Japan sind unsere Disketten, nur geschützt durch eine Versandtasche, ohne Probleme versendet worden.

Nie brauchten wir die aus Sicherheitsüberlegungen abgezogene Kopie als Ersatz- verschicken. Denn trotz unserer sehr guten Erfahrung und unserem Zutrauen auf die Sicherheit der Datenträger haben wir immer noch eine "Back-up"-Kopie des Datenträgers, der aus dem Haus geht. Erst bei erfolgreicher Rückmeldung der versandten Daten wird die Kopie wieder freigegeben.

Datenverluste durch Zerstörung von Datenträgern werden zusätzlich durch unser generelles Datensicherungskonzept abgedeckt. Aber trotzdem sind je nach Fehlerfall umfangreiche Arbeiten zur Wiederherstellung notwendig. Diese Kosten zur Wiederbeschaffung des Datenträgermaterials und vor allem zur Wiederherstellung der darauf enthaltenen Informationen haben wir mit einer Datenträgerversicherung abgedeckt. Sämtliche Sachschäden durch Fahrlässigkeit, unsachgemäße Behandlung, Kurzschluß oder Wasser sind damit versichert. Die Höhe der Versicherung haben wir so kalkuliert, daß diejenigen Kosten gedeckt sind, die im ungünstigsten Fall zur Wiederherstellung der aktuellen Daten anfallen.

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die heutigen Datenträger in der Regel sehr zuverlässig sind. Trotzdem ist ein Sicherheitskonzept bei Beschädigung der Datenträger unabdingbar. Eine Datenträgerversicherung deckt dann zusätzlich die Kosten zur Wiederherstellung.

Horst Dönicke

Pressesprecher, BASF Aktiengesellschaft

Ob man Computerbänder, Disketten oder Wechselplatten zur Datenspeicherung einsetzt, Schmutz ist der größte Feind der wertvollen Informationen. Bei allen drei Speichermedien sind Betriebsstörungen nach Erfahrung der BASF-Datentechnik in erster Linie auf Verunreinigungen zurückzuführen. Mit etwas Köpfchen und vorausschauender Planung kann jedoch der Anwender solche Pannen fast immer vermeiden. Beim Comuterband haben Störungen, die sich durch Schreib-Lesefehler bemerkbar machen, ihren Ursprung meistens in sogenannten Dropouts. Dabei sinkt die Lesespannung kurzzeitig auf einen Restwert von unter 20 Prozent. Sie entstehen durch ungenügenden Kontakt zwischen Computerband und Schreib-/Lesekopf. Schon ein Staubkorn, das nur etwa ein Zehntel so dick wie ein menschliches Haar ist, kann das Band so weit vom Kopf abheben, daß sich die Lesespannung um 50 Prozent verringert. Meist bleibt der Schmutz beim automatisch durchgeführten zweiten Leseversuch im Bandlaufwerk an der Vorrichtung zur Bandreinigung hängen, so daß sich die Störung weiter nicht bemerkbar macht.

Staub, Bandabrieb und andere Schmutzpartikelchen, die beim Aufwickeln zwischen die Bandlagen geraten, können zu sogenannten Verprägungen führen. Das Band wird dann an einer winzigen Stelle deformiert und liegt im Bereich von einem oder mehreren Bits nicht eng genug am Kopf an. Ebenso häufig treten Verschmutzungen des Magnetkopfes auf, bedingt durch den direkten Kopf-Bandkontakt. Bei optimalen Betriebsbedingungen, also Staubfreiheit sowie angepaßte Band- und Kopfoberflächen, werden die störenden Ablagerungen am Kopfspalt weitgehend vermieden. Minderwertige Qualitäten können durch erhöhten Bandabrieb den Kopf regelrecht zuschmieren.

Um Staub von Band und Laufwerk fernzuhalten, sollten die papierverarbeitenden peripheren Ausgabeeinheiten möglichst weit entfernt von den Bandstationen aufgestellt werden. Die Aufbewahrung der Bänder in staubarmen Räumen ist ratsam. Nach längerer Lagerzeit sollte beachtet werden, daß nur staubfreie Spulen in das Laufwerk eingesetzt werden. Computerbänder von Langzeitarchiven sind regelmäßig einmal pro Jahr und vor dem erneuten Einsatz in der gesamten Länge kontinuierlich umzuspulen, um einen gleichmäßigen Bandwickelzug sicherzustellen.

In ganz seltenen Fällen ist es möglich, das Band an einer Stelle mit sanfter Hand trocken zu reinigen, um den Datenbestand wieder fehlerfrei lesbar zu machen. Hierbei sollte eine Naßreinigung für Bänder vermieden werden, da selbst Benzin, Difluordichlorethan oder Freon die Beschichtung ablösen können. Dagegen ist die Naßbehandlung der Köpfe erlaubt. Natürlich müssen Band und Kopf vor neuer Inbetriebnahme wieder völlig trocken sein.

Auch bei dem immer populärer werdenden magnetischen Speichermedium Diskette stellt die BASF als häufigste Störungsursache Verschmutzung fest. Der Phantasie der (Floppy-)Disk-Jockeys sind dabei offenbar keinerlei Grenzen gesetzt. Fingerabdrücke, Kaffee und Cola gehören dabei inzwischen schon zu den Standard-Fehlerursachen. Korrekturlack und Blumendünger finden sich hingegen relativ selten auf den zu Unrecht reklamierten FlexyDisks. Zementspritzer zählen mehr zu den exotischen Fehlerquellen. Die

meist auf der Rückseite der Diskettentasche vermerkten Verbote haben also durchaus ihre Berechtigung.

Weniger bekannt ist vielleicht Geschäftsreisenden, was man wider Erwarten darf; Man darf FlexyDisks nämlich unbesorgt auf Flugreisen im Handgepäck oder im Koffer mitnehmen. Die gerade in diesen Tagen immer häufiger angewendete Durchleuchtung mit Röntgenstrahlen schadet der magnetischen Aufzeichnung garantiert nicht. Das sorgfältige Verpacken, am besten in einer Kunststoff-Archivbox, wird dabei vorausgesetzt - sonst stirbt die Diskette an mechanischen Beschädigungen in den meist vollgestopften Gepäckstücken.

Zweithäufigste Fehlerursache sind falsch justierte Schreib-/Leseköpfe. Solange der Anwender unformatierte FlexyDisks kauft und sie nur auf einem einzigen System einsetzt, macht sich die falsche Justage nicht bemerkbar. Kann jedoch das System Disketten eines anderen Gerätes oder aber vorformatierte FlexyDisks nicht lesen, so muß höchstwahrscheinlich der Magnetkopf neu justiert werden.

Der dritthäufigste Reklamationsgrund ist eine falsche Vorbeschriftung. Wegen der Vielfalt der am Markt verbreiteten Geräte und Diskettenarten kommt es immer wieder vor, daß der Hobby-Anwender Floppies der richtigen Größe, aber mit unpassenden Sektorierungen oder Aufzeichnungs- und Spurdichten einzusetzen versuchen. Das System meldet dann "Diskette fehlerhaft". "Falsche Floppy" wäre dagegen die richtige Nachricht.

Wer einseitige Floppies mit Schere und Locher zu zweiseitigen umbaut, kann sich bei der Verarbeitung seiner Daten vermeidbaren Ärger einhandeln. Sanfter Umgang mit Speichermedien und Gerät sowie pingelige Sauberkeit unterstützen die Selbstreinigungswirkung der Disketten. Das laienhafte Reinigen von Disketten geht so gut wie immer schief. Die Magnetköpfe kann man dagegen mit Reinigungs-Flexy-Disks säubern.

Auch bei Wechselplatten ist der Schmutz Nummer eins. Im Unterschied zu Band und Diskette haben Magnetköpfe bei Plattenlaufwerken keine direkte Berührung mit dem Speichermedium. Sie gleiten beispielsweise in einem tausendstel Millimeter Höhe auf einem Luftpolster über der magnetisierbaren Speicherschicht. Aber die Rauchpartikelchen einer Zigarette und Fingerabdrücke sind schon mindestens zwei Tausendstel Millimeter "dick". Fussel von Textilien wirken bei dieser notwendigerweise mikroskopischen Betrachtung wie Felsbrocken. Die als "Head-crash" bezeichnete Kopflandung bleibt dann nicht aus und zerstört die Plattenoberfläche sowie den Kopf. Die an dieser Stelle ursprünglich gespeicherten Daten wie auch der Magnetkopf sind verloren. Wie bei Computerband-Laufwerken, so sollten auch Wechselplattenspeicher in einer möglichst staubarmen Zone aufgestellt werden. Doch muß man berücksichtigen, daß durch zwei offenstehende Türen Durchzug entstehen und Staub hereingetragen werden kann.

Die zweithäufigste Fehlerursache sind unsichtbare mechanische Beschädigungen von Magnetplatten und vor allem von Magnetplattenstapeln. Man muß den Magnetplattenstapel nicht unbedingt auf den Boden fallen lassen. Es genügt schon, heftig an einem Tisch oder dem Gerät anzuecken.

Auch wenn bei der BASF-Datentechnik und bei anderen Herstellern die reklamierten Speichermedien mengenmäßig nur in Promille vom Ansatz zu messen sind, so bedeuten sie für den Anwender in jedem Falle Ärger. Und der läßt sich mit Sauberkeit und sanftem Umgang weitgehend ausmerzen.

Josef Fromme

DV-Leiter, Hesse GmbH Lack- und Beizenfabrik, Hamm

Noch nie war er so wertvoll wie heute: Der richtige Umgang mit den Datenträgern. Es ist kein Problem, den Ruin eines Unternehmens durch unsachgemäßen, sorglosen, bezugslosen Umgang mit den Daten und dem "Trägermaterial" organisatorisch vorzubereiten. Dazu bedarf es keiner Naturkatastrophe, es reichen ein oder zwei Schwachpunkte im Org./ DV-Ablauf, unterstützt durch ein paar Zufälligkeiten.

Jeder kennt die Situation: Keine Chance, an einen bestimmten Bereich auf der Platte heranzukommen, das Megabyte ist nach zwei Blöcken absolut unlesbar man hatte es vorsichtshalber an einem heißen Sommertag auf die Kühltruhe der Klimaanlage gelegt. Die Frage in einem EDV-abhängigen Produktionsbetrieb (Nix Online = Nix Prodware) lautet dann: Wie schnell, wie aktuell und woher bekomme ich Datenersatz?

Als DV-Leiter frage ich anders: Welche Vorsorgemaßnahmen lasse ich im Normalbetrieb mitlaufen, um der geschilderten Lage Herr zu werden? Bei uns sieht das so aus: Basis für den kommenden Tag und den Eventualfall ist ein durchdachter Tagesabschluß, der den Online-Betrieb siebt, verteilt, verarbeitet und sichert. Dieser Abschlußjob läuft bei uns erst an, wenn alle anderen nach Hause gehen. Also keine Fragen, keine Besuche, keine Telefongespräche, keine zusätzlichen Aufgaben. Tägliches Sichern der Daten, nicht irgendwann, sondern gezielt. Es existiert von allen Daten eine Kopie, von allen kritischen Daten bis zur dritten Generation Monatsbänder, umlaufend ein Jahr.

Kopien gehören in den Panzerschrank in einem anderen Gebäudeteil Alle Online-Update-Daten werden in einer "primitiven Datei" auf einer anderen Station mitgeführt. Wochenplan für Systemdatenbearbeitung, automatischer Start der Quellprogrammsicherungen Checklisten, spezielle Korrekturläufe geben mir mehr Sicherheit als eine Datenversicherung, von der ich nicht weiß, ob sie in diesem Falle die von unserer Verkaufsabteilung zugesagten Liefertermine einhalten kann.

Eine solche massive Aneinanderreihung von Vorbeugemaßnahmen könnte bei dem einen oder anderen (Hersteller) den Eindruck erwecken, als wenn wir jede Woche ein rundes Jubiläum in Sachen Systemabsturz feiern. Ich kann ihnen versichern: "Unser Operationssaal" ist zwar auf dem neuesten Stand der Technik, wird aber nur ganz selten genutzt. Jede Minute, in der das System nicht online zur Verfügung steht, bedeutet zusätzliche Kosten und Mehrarbeit. Die DV ist aber in meinen Augen ein Arbeits(platz)hilfsmittel und sollte nur als dienende Funktion wie jedes andere Hilfsmittel für das Unternehmen immer zur Verfügung stehen.

Als Schlußgedanken die schon berühmten Definitionen vom Optimisten, Pessimisten und Realisten; Der Optimist läßt jedes Programm ohne Test anlaufen, freut sich über jeden Tag, an dem das System noch läuft, denkt nie über eine Sicherung nach und fängt ganz von vorn an, wenn nichts mehr läuft.

Der Pessimist verbringt sein ganzes Leben mit dem Aufbau und Einsatz von Korrekturläufen, spielt alle anzunehmenden Fehlermöglichkeiten bis zu seiner Rente durch, doch das System gelangt bei ihm nie zum Einsatz.

Der Realist ist DV-Leiter und stellt ist erstes Personal ein: einen Optimisten und einen Pessimisten.