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Dells COO rechnet mit einem harten Jahr

10.02.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Wegen der anhaltend schwachen Konjunktur rechnet Dells President und COO (Chief Operating Officer) Kevin Rollins auch im laufenden Jahr mit einer schwachen Investitionsbereitschaft der Unternehmen im IT-Sektor. Diese zusammen mit einem möglichen Krieg gegen den Irak mache die Kunden scheu und nervös, erklärte Rollins wörtlich in einem Reuters-Interview. Aber auch wenn das Kriegsproblem gelöst wird, bezweifelt der zuständige Manager für das operative Geschäft, dass die IT-Ausgaben wieder schlagartig in die Höhe schnellen. Vielmehr wird alles ziemlich gedämpft verlaufen, prognostizierte Rollins.

In der Vergangenheit litt Dell allerdings weniger als seine Konkurrenz unter den Folgen der Investitionszurückhaltung. So war es dem Computerhersteller aus Round Rock, Texas, bislang gelungen, dank niedriger Preise von der allgemein schwachen Nachfrage zu profitieren und seine Marktanteile zu steigern. Ob die Strategie auch im Ende Januar abgeschlossenen vierten Geschäftsquartal aufging, wird sich am Donnerstag zeigen, wenn der Direktvertreiber seine Zahlen bekannt gibt.

Rollins kündigte an, sein Unternehmen werde aufgrund der gesunkenen Kosten für Bauteile auch in diesem Jahr einen aggressiven Preiskampf betreiben. Der COO prognostizierte außerdem für die Speichersparte weitere Zuwächse. Die Texaner haben eine Vertriebsvereinbarung mit dem Storage-Riesen EMC abgeschlossen und fertigen seit kurzem gemeinsam entwickelte Speichersysteme. Die wachsende Kooperation bedeute jedoch nicht, dass Dell EMC übernehmen wird, erklärte Rollings: "EMC will unabhängig bleiben, und wir sind nicht an einem Kauf interessiert". Die Texaner hegen dagegen nach wie vor Akquisitionsgelüste im Bereich IT-Services. Dabei würden laut Rollins allerdings kleinere IT-Dienstleister in Betracht gezogen, die Übernahme eines Serviceriesen wie PriceWaterhouseCoopers käme dagegen nicht in Frage.

Solange das PC-Geschäft nach wie vor schwerfällig verläuft, versucht Dell die Einnahmen in Übersee und insbesondere China sowie im Datenspeicherbereich zu erhöhen. Ein weiterer Hoffnungsträger ist nach Ansicht des Topmanagers der Bereich Wireless LANs. Wenn die Konjunktur wieder anzieht, schätzt Rollins, werden sich Drahtlos-Geräte zum Zugpferd für künftiges Wachstum entwickeln - sowohl im Unternehmens- wie auch Privatkundengeschäft.(mb)