Mit weniger Geschäftsfeldern in die schwarzen Zahlen

DEC sieht auch in Deutschland wieder bessere Zeiten kommen

22.08.1997

Im Gegensatz zur US-Mutter hat die deutsche Digital-Dependance die Ertragswende noch nicht geschafft. Man liege im konzernweiten Vergleich im "hinteren Feld", räumte der seit rund zwei Monaten amtierende Vorsitzende der Geschäftsführung, Paul Santner, ein. Das zurückliegende Geschäftsjahr sei "nicht zufriedenstellend verlaufen", ergänzte Finanzchef Erich Baumgärtner. Erstmals seit sechs Jahren lud das Unternehmen wieder zu einer Bilanzpressekonferenz ein, bei der allerdings ein kräftiges Minus präsentiert werden mußte. Ähnlich wie der Gesamtkonzern verbuchte auch die Digital Equipment GmbH einen Umsatzrückgang, und zwar um 13 Prozent von 1,71 auf 1,49 Milliarden Mark. Aufgrund hoher Restrukturierungskosten von 70 Millionen Mark entstand dabei ein Verlust von 55 Millionen Mark.

Dennoch sei man, wie Santner betonte, konzernweit und in Deutschland auf dem richtigen Weg. Der deutsche Digital-Chef verwies in diesem Zusammenhang auf Digital-President Robert Palmer, der auf der Jahrespressekonferenz des Unternehmens vor wenigen Wochen von der "besten wirtschaftlichen Verfassung seit Mitte der 80er Jahre" gesprochen hatte. Anders als die deutsche Vertriebstochter konnte die US-Mutter jedoch im abgelaufenen Geschäftsjahr 1997 (Ende: 30. Juni) bei von 14,6 auf 13 Milliarden Dollar gesunkenen Einnahmen einen Nettoertrag von 140 Millionen Dollar erzielen.

Die erneute Restrukturierung des Konzerns - bekanntlich wurde die bis dato starre Ausrichtung nach einzelnen Business Units zugunsten eines wieder stärkeren Einflusses der einzelnen Landesgesellschaften fallengelassen - werde sich hierzulande erst noch positiv auswirken, hieß es. Man wisse "heute genau, wo man Geld verdiene" und konnte das Defizit eines bisweilen "fragmentierten Marktauftritts" beseitigen, beschrieb Santner die Vorteile der Mischung alter und neuer Organisationsformen im Unternehmen.

In Deutschland will man sich Santner zufolge innerhalb der von der US-Mutter definierten Zielmärkte vor allem auf die vier zentralen Geschäftsfelder Internet, SAP, Data-Warehousing und IT-Services konzentrieren (siehe Abbildung). Ziel sei es, hier binnen der nächsten zwei Jahre einen Marktanteil von jeweils 20 Prozent zu erreichen. Santner begründete seine Hoffnungen auf bessere Zeiten unter anderem damit, daß man eine neue Vertriebsstruktur geschaffen habe, in der nicht mehr das Produkt, sondern die Kundenausrichtung mit jeweils zuständigen Account-Managern im Vordergrund stehe. Der Anteil des reinen Servicegeschäfts am Umsatz von derzeit 47 Prozent soll dabei nach Möglichkeit noch ausgeweitet werden. Santner wörtlich: "Mit Dienstleistung zeigt man Engagement beim Kunden."

Schon für das am 1. Juli begonnene Geschäftsjahr 1998 hofft man, daß sich dieses Engagement positiv auswirkt. Man rechne mit einem Umsatzanstieg um rund zehn Prozent auf dann 1,65 Milliarden Mark und einem Ertrag zwischen 20 und 25 Millionen Mark, erklärte Finanzchef Baumgärtner. Die Zeiten, in denen die US-Mutter für die aufgelaufenen Verluste - 1994/95 150 Millionen, 1995/96 180 Millionen und 1996/97 noch einmal 47 Millionen Mark - immer wieder geradestehen mußte, sollen dann der Vergangenheit angehören.