DBDCDD

17.12.1982

In thematisch zusammenhängenden Beiträgen beschäftigt sich Michael Bauer mit Fragen des Ob und Wie einer Datenbank-Implementierung, der Auswahl eines geeigneten TP-Monitors und der Ausbildungserfordernisse je nach Benutzerebene. Außerdem stehen Themen wie Data Dictionary, Dritte Normalform, neue Hochsprachen und Datensicherheit im Mittelpunkt seiner Erörterungen.

* Michael Bauer, Leiter des Bereichs DV-Beratung bei der GES-Gesellschaft für elektronische Systemforschung mbH in Allensbach, ist seit vielen Jahren mit der Anwendungspraxis von Datenbank- und Online-Systemen vertraut. Er ist Autor zahlreicher Fachbeiträge zur DB/DC-Thematik.

Kapitel VI, Teil 1:

Richtig gerüstet für DB/DC?

Da die Einführung eines DB/DC-Systems eine Millioneninvestition ist, scheinen viele Unternehmen zu glauben, wenigstens an der Ausbildung der betroffenen Mitarbeiter etwas einsparen zu können. Doch das ist ein Bumerang! Das stückchenweise Erarbeiten der notwendigen Kenntnisse durch eine "trial and error"-Methode kommt viel teurer zu stehen.

Auch sind die Softwarelieferanten nicht unschuldig an der Unterschätzung des Ausbildungsaufwandes. Es ist nämlich Augenwischerei, einen Anwender glauben zu lassen, nach einer 5- oder gar nur 3tägigen Schulung würden die Mitarbeiter für DB- oder DC-Anwendungen ausreichend gerüstet sein. Sie besitzen zwar nach einer solchen Schulung die produktspezifischen Kenntnisse, um zum Beispiel die Befehle richtig zu programmieren. Was ihnen aber meist fehlt, ist das grundlegende Verständnis für die konzeptionell andere Anwendungsmethodik.

Hebditch's Law

Der bekannte englische TP-Experte David Hebditch formulierte dies in seinen "10 Geboten des Teleprocessing" einmal so:

"80 Prozent Deiner Erfahrungen mit Stapelanwendungen sind für Online-Systeme nicht brauchbar. 80 Prozent dieser 80 Prozent können sogar höchst gefährlich werden, wenn Du sie anwendest."

Selbst wenn dieser Prozentsatz angezweifelt werden kann, ist doch die Grundaussage jedenfalls richtig. Diese Formulierung läßt sich gleichermaßen auch auf die Beziehung zwischen konventioneller Datenorganisation und DB-Einsatz übertragen.

Somit ist es sinnvoll, den betroffenen Mitarbeitern die grundsätzliche Anwendungsmethodik von DB/DC-Systemen vor einer produkttechnischen Ausbildung zu vermitteln.

Was soll eine Methodenschulung beinhalten?

Die Methodenschulung für DB/DC-Anwendungen umfaßt die Aspekte, für die ein Umdenken erforderlich wird, und die Techniken und Verfahren, die bisher noch nicht benötigt wurden.

Konkret auf Online-Anwendungen bezogen heißt dies:

- Konzeptionelle Unterschiede zur Stapelverarbeitung

- Vorgehensmethodik beim Design von Online-Anwendungen

- Gestaltung der Mensch/ Maschine-Kommunikation

- Entwurf von Dialogabläufen

- Darstellungstechnik

- Dialoggerechtes Bildschirm-Layout

- Bedienerführung, Dialogsteuerung und Online-Dokumentation

- Gestaltung des Zugriffschutzes

- Konzepte für Online-Programme

- Entwicklung von Standards

- Performance-Aspekte und Einflußfaktoren

Für DB-Anwendungen sollten sich die methodischen Kenntnisse erstrecken über:

- Einsatzmethodik für Datenbanken

- Konzeptionelle Unterscheidung zu konventioneller Datenorganisation

- Datenmodell und physische Abbildung

- Anwendungs- und Datenanalyse

- Konzeptioneller DB-Entwurf

- Darstellungstechniken

- Einsatz von DB-Sprachen

- Gestaltung von Sicherungsmaßnahmen

- Migrationsstrategien

- Maßnahmen zur DBMS-Unabhängigkeit

- Performance-Überlegungen

Wer sollte was wissen?

Nicht bei allen Mitarbeitern müssen diese Kenntnisse gleichermaßen ausgeprägt vorhanden sein. Dies ist abhängig von seinen jeweiligen Aufgaben.

Eine Zusammenstellung der Funktionen in einer DB/DC-Installation und ihre Aufgaben (Abbildung 1) ermöglicht uns, den erforderlichen Kenntnisstand zu definieren. Da alle diese Funktionen in ständiger Wechselbeziehung miteinander stehen, sollten alle Mitarbeiter eine grundlegende methodische DB/DC-Ausbildung erhalten. Hierauf baut sich dann die weiterführende Schulung für einzelne Mitarbeiter mit bestimmten Funktionen auf; Zum Beispiel Dialog- und Bildschirmdesign für die Anwendungsorganisatoren, DB-Design für den DBA etc.

In vielen Unternehmen werden die Funktionen Anwendungsorganisation und -entwicklung von den gleichen Mitarbeitern wahrgenommen (Organisationsprogrammierer). In diesem Fall vereinfacht sich die Abgrenzung des notwendigen Kenntnisstandes.

Ausbildungsdauer produktabhängig

Für eine grundlegende methodische Ausbildung kann man etwa fünf Tage für Online- und vier Tage für Datenbankanwendung rechnen. Zusätzlich muß man einen Teil der Mitarbeiter in Datenanalyse und konzeptionellen DB-Entwurf schulen; das dauert nochmals zirka 4 Tage.

Die produkttechnische Ausbildung ist allerdings nicht so präzise zu kalkulieren, da die Ausbildungsdauer von der Komplexität und der Erlernbarkeit der eingesetzten Softwareprodukte abhängig ist. So schwankt zum Beispiel eine Ausbildung für DB-Programmierer zwischen vier und acht Tagen.

Wird fortgesetzt