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"Govdata" überlastet

Datenportal der Bundesregierung startet holprig

20.02.2013
Die Bundesregierung will digitale Daten von Behörden und Kommunen einfacher zugänglich machen ("Open Data"). Doch zum Start der neuen Website ruckelte es ordentlich: Sie hielt dem Nutzeransturm nicht Stand.

Das groß angekündigte Datenportal der Bundesregierung hat einen holprigen Start hingelegt. Die Seite unter der Adresse www.daten-deutschland.de konnte dem Interesse nicht standhalten. "Wir haben nicht mit den hohen Zugriffszahlen gerechnet", sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums, das das Projekt verantwortet. Bis zu 20 000 Seitenaufrufe pro Stunde - etwa sechs Klicks in der Sekunde - hätten die Rechner in die Knie gezwungen. Er hoffe, dass die Seite im Laufe des Tages wieder ans Netz gehe, sagte der Sprecher.

"Wir erweitern die Serverkapazitäten", hieß es von Fraunhofer Fokus, das für die Technik der Seite zuständig ist. Die Verantwortlichen hatten offenbar nicht damit gerechnet, dass das Thema außerhalb von Fachkreisen auf breites Interesse stoßen würde. Die Seite zeigte am Mittwoch nur eine Bitte "um etwas Geduld". Im Netz wurde das Einknicken der Technik verächtlich kommentiert. Eine Webseite beantwortete die Frage "Ist das deutsche Datenportal Govdata.de verfügbar?" mit einem rot geschriebenen "Nein". Govdata ist der alternative Name der Datenseite.

Dabei knüpft die Bundesregierung einige Hoffnungen an das Projekt. Das Datenportal soll den Zugang zu öffentlichen Daten erleichtern. Hier werden Statistiken und andere Informationen von Behörden und Verwaltung gebündelt. So könnte eine Vielzahl neuer Dienste entstehen, die den Alltag einfacher machen. Sie könnten nach Vorstellung des Bundesinnenministerium zum Beispiel den Weg zum nächsten Spielplatz oder kostenlosen WLAN-Hotspot weisen.

Aus Sicht von Software-Entwicklern, an die sich das Angebot richtet, gehen die Pläne allerdings nicht weit genug. Sie bemängeln in einem offenen Brief im Internet, dass die Bedingungen zur Datennutzung unklar seien. So sei für Entwickler nicht ersichtlich, was sie mit den Datensätzen machen dürfen.

Außerdem seien zu wenige interessante Datensätze unter den bisherigen Veröffentlichungen. Die IT-Spezialisten fordern, dass Behördendaten grundsätzlich den Bürgern zur Verfügung stehen. Daniel Dietrich von der Open Knowledge Foundation wünscht sich ein deutlicheres Signal für offene Daten und dass die Bundesregierung sich an internationalen Standards orientiert. "Deutschland macht sich aktiv zum Schlusslicht", kritisierte Dietrich. Die Piratenpartei kritisierte mangelnden politischen Willen: Während das Thema in anderen Ländern von höchster Stelle betreut werde, "hat im deutschen Kanzleramt Open Government keine Priorität."