Entlassungen bei National Semiconductor

Dataquest: Halbleiter schwächeln

18.05.2001
MÜNCHEN (IDG/CW) - Deutliche Signale für ein Abflauen des Halbleitermarktes sieht das Marktforschungsunternehmen Dataquest. Demnach müssen sich die einschlägigen Anbieter in diesem Jahr auf ein Negativwachstum von 17 Prozent einstellen. Diese pessimistische Prognose geht einher mit einer Ankündigung des Chipherstellers National Semiconductor, der 1100 Stellen abbauen will.

Das "Boomjahr 2000" der Halbleiterindustrie, in dem man gegenüber dem Vorjahr im Branchendurchschnitt Zuwächse von 32,5 Prozent auf ein Rekordvolumen von 226,2 Milliarden Dollar erzielen konnte, wird sich in naher Zukunft nicht wiederholen. Dies ist die Kernaussage einer vor kurzem veröffentlichten Studie der Gartner-Tochter Dataquest. Angesichts der vor Jahresfrist weltweit noch vorherrschenden Euphorie im Internet- und Mobilfunksektor haben sich, so die Auguren, auch die Chiphersteller von überquellenden Auftragsbüchern blenden lassen. Jetzt erhielten sie aber die Quittung für die zum Teil überhitzte Konjunktur. Die Lager vieler Abnehmer, vor allem bei den Netzequipment-Spezialisten und Telco-Ausrüstern, seien voll. Auch im PC-Markt dürften die Bäume nicht in den Himmel wachsen, heißt es sinngemäß weiter. In Folge der generell im IT-Sektor zurückgegangenen Investitionsbereitschaft müssten sich jetzt aber auch die Chiphersteller auf ein deutliches Minus bei den Auftragseingängen einstellen.

Dataquest prognostiziert für das laufende Jahr einen Rückgang des weltweiten Halbleitermarktes um 17 Prozent auf ein Volumen von nur noch 188,4 Milliarden Dollar. 2002 dürfte sich die Branche dann mit einem Plus von rund 13 Prozent auf einen Gesamtumsatz von 213 Milliarden Dollar wieder "erholen", und frühestens ab 2003 sei wieder mit Steigerungsraten in Nähe der 30-Prozent-Marke zu rechnen.

Sättigung bei SpeicherchipsVom momentan absehbaren Absatzrückgang betroffen sei, so die Studie, vor allem das Geschäft mit gängigen Speicherbausteinen, während die Hersteller von Asic- und SOC-Chips aufgrund deren vielfältiger Verwendungsmöglichkeiten - beispielsweise in Routern, Handys und MP3-Playern - auch in den beiden kommenden Jahren mit Zuwächsen von deutlich über 20 Prozent rechnen könnten.

Mit ihrer Studie bestätigen die Marktforscher einen Negativtrend, der bereits seit einigen Monaten in der Halbleiterindustrie erkennbar ist. Nach Gewinnwarnungen und angekündigten Entlassungen bei Motorola, Intel, Texas Instruments und NEC gab nun auch National Semiconductor den Abbau von 1100 Stellen und damit rund zehn Prozent seiner Belegschaft bekannt. Gleichzeitig rechnet der im kalifornischen Santa Clara beheimatete Prozessorhersteller für sein am 27. Mai endendes viertes Quartal mit einem im Vorjahresvergleich mehr als 30-prozentigen Umsatzeinbruch. Demnach sei nur noch mit Einnahmen zwischen 390 und 400 (Vorjahr: 595,3) Millionen Dollar zu rechnen; statt einem Nettogewinn je Aktie von 68 Cent werde vermutlich ein Verlust von bis zu vier Cent je Anteilschein in der Bilanz stehen.