Das Wachstum kann ruhig kommen

11.09.2006
Binder migrierte auf Infor COM 6.3, um für künftige Expansionsschritte gerüstet zu sein.

Woher nehmen wir die Human Resources und die Infrastruktur, um auch im nächsten Jahr unseren Wachstumsschnitt von etwa 20 Prozent aufrechtzuerhalten? So fragte sich die Binder GmbH mit Hauptsitz in Tuttlingen. Der rund 300 Mitarbeiter starke Spezialist für Klimasimulationsschränke, wie sie in wissenschaftlichen und industriellen Labors benötigt werden, gründete in den vergangenen Jahren acht Vertriebsstützpunkte in den USA, Malaysia, China, England, Spanien, den Niederlanden, Italien und Russland. Um mit der Internationalisierung Schritt halten zu können, mussten die Services globalisiert werden.

Projektsteckbrief

Projektart: Migration auf eine neue ERP-Version.

Branche: Fertigungsunternehmen.

Zeitrahmen: Februar bis September 2005.

Produkt: Infor COM 6.3.

Dienstleister: Binder IT-Services (inhouse), Infor (extern).

Datenbasis verlor Qualität

Das hatte auch Folgen für die Geschäftssoftware: Die bis dahin eingesetzte ERP-Software Infor NT 5.3 konnte die Ansprüche nicht mehr erfüllen. Es fehlten Möglichkeiten für flexible Auswertungen sowie ein unterstützendes Servicemodul.

Darüber hinaus ließen sich in der Software Arbeitsschritte ausführen, ohne dass sie im System erfasst wurden; so verlor die Datenbasis an Qualität. "Bei derart hohem Wachstum kommt man an einen Punkt, wo man aus der Erfahrung heraus kaum noch schätzen kann, ob Zahlen in einem Bericht - etwa über Auftragseingänge oder Fertigungszeiten - realistisch sind", erläutert Michael Kaufmann, CIO der Binder GmbH. "Daher muss man sich voll darauf verlassen können, dass die Geschäftssoftware hochwertige Daten liefert."

Flexibilität und Skalierbarkeit sind oft zitierte Schlagwörter in Pflichtenheften. Auch bei Binder waren sie ausschlaggebend für die Wahl einer neuen Lösung: Die Software musste mit dem Geschäft mitwachsen können.

Mit der Auswahl war der interne IT-Dienstleister BITS (Binder IT-Services) betraut. "Zu teuer, zu unflexibel, zu lange Implementierungszeiten, keine sauber nachvollziehbare Datenstruktur und zu wenig Standardfunktionen, die unseren Prozessen entsprachen", zählt Kaufmann die häufigsten Schwächen der evaluierten Systeme auf. "Dazu kam ein Mangel an Branchen-Know-how".

Schließlich entschied sich das BITS-Team für eine Neuauflage des Bestandssystems, Infor Manufacturing Essentials. Die Software sei speziell auf Fertigungsbetriebe ausgelegt, decke branchenspezifische Anforderungen im Standard ab und liefere die notwendige Flexibilität, so die Begründung. Beispielsweise könne ein BITS-Mitarbeiter - anstatt tagelang einen Programmierer zu beschäftigen - selbst Lieferscheine, Rechnungen oder Auftragsbestätigungen gestalten.

Das Migrationsprojekt auf Infor COM 6.3 startete im Februar vergangenen Jahres. Für Key User aus jedem Unternehmensbereich wurde via Citrix ein Trainingssystem bereitgestellt, auf dem vier- bis achtstündige Workshops stattfanden. Daran schloss sich ein Testbetrieb an. Per Unterschrift ließ sich Kaufmann die Abnahme des Systems von den Nutzern bestätigen: "Wir haben alle in die Verantwortung genommen, sich intensiv mit dem System zu beschäftigen, damit es später keine Klagen gibt."

Bei der Implementierung blieb BITS nah am Standard: "Alle Anpassungen sind wiederverwendbar und rüsten uns für den Umstieg auf künftige Releases", bestätigt Kaufmann. Auf der Hardwareseite mussten weder der Citrix-Server noch die Clients ausgebaut werden. Die einzige Investition blieb ein neuer Datenbank-Server, der direkt an das Storage Area Network (SAN) angeschlossen wurde.

Trotz der guten Vorbereitung konnte erst im September migriert werden. Der Grund lag in einer Schnittstelle, die nicht von Infor programmiert worden war und deshalb zunächst nicht mit dem System harmonierte.

Der Aufwand lohnte sich

Die besseren Reporting-Funktionen und die hochwertigeren Daten sorgen nun für mehr Transparenz in den Prozessen. Jetzt ist jeder Handgriff zu einem Auftrag in der Software erfasst, was zu einer akkuraten Datenbasis für Prozessinnovationen führt. Zudem lassen sich weitere Anforderungen wie die Einführung einer neuartigen Provisionierung und eines geänderten Rabattsystems rasch umsetzen.

Als Nächstes steht die weltweite Implementierung eines Einsatzplanungsmoduls und eines Self-Services-Moduls auf dem Plan; über Letzteres sollen mobile Mitarbeiter mit ihrem Blackberry jederzeit Informationen abrufen können. Und für die Händler ist ein Informationsportal in der Pipeline. (qua)