Das Streichkonzert geht weiter

13.02.2006
Heinz Klinkhammer, Personalvorstand der Telekom, möchte sich von der Gewerkschaft Verdi beim Personalabbau keine Fesseln anlegen lassen.

Besonders ungehalten zeigte sich der Personalchef über die Verdi-Forderung nach langfristigen Beschäftigungsgarantien für die verbleibenden Mitarbeiter. Der Personalabbau in der Festnetzsparte der Telekom sei ein fortlaufender Prozess, das "Ende der Fahnenstange" noch nicht erreicht. Im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" sagte Klinkhammer wörtlich: "Ich hoffe, dass sich das Tempo verlangsamt, aber die Richtung bleibt bis auf weiteres unverändert." Wer eine Verlängerung des Kündigungsschutzes über 2008 hinaus anstrebe, habe jeglichen Bezug zur wirtschaftlichen Realität verloren.

Hintergrund dieser emotionalen Aussagen sind die vergangene Woche überraschend gescheiterten Gespräche über anstehende Massenentlassungen zwischen der Telekom und der Dienstleistungsgewerkschaft. Die Telekom hatte angekündigt, bis Ende 2008 insgesamt 32 000 Arbeitsplätze abzubauen, einen Großteil davon in der Festnetzsparte T-Com. Nachdem die Verhandlungen in letzter Minute doch noch scheiterten, kündigte die Telekom an, den Stellenabbau nun mit "sozialverträglichen Angeboten" wie Abfindungen und Vorruhestandsregelungen einzuleiten.

Die Gewerkschaft hatte in den Verhandlungen eine Qualitäts- und Serviceinitiative gefordert und auf die Zusage bestanden, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen über das Jahr 2008 hinaus geben dürfe. Besonders kritisch sieht man bei Verdi das Ansinnen der Telekom, 45 von 96 Call-Center-Standorten zu schließen. Hier sei das Unternehmen den Interessen der Beschäftigten zu wenig entgegengekommen.

Klinkhammer sagte der "Süddeutschen Zeitung", dass die Telekom im Bereich der Call-Center im Vergleich zu Wettbewerbern zurzeit hoffnungslos unwirtschaftlich arbeite, da es zu viele Standorte gebe. Nach streng ökonomischen Maßstäben seien sogar 50 Call-Center-Standorte noch zu viel, es müssten etwa 30 sein. Der Personalchef echauffierte sich über die Gewerkschaft, die zurzeit Bürgermeister und Bundestagsabgeordnete von Kommunen gegen die Standortschließungen aufbringe.

Keine Schonung für Beamte

Der Personalvorstand betonte in dem Interview weiter, dass bei den Entlassungen die Bundesbeamten nicht ausgenommen werden sollen. Solche Überlegungen verböten sich schon deshalb, weil in den neuen Bundesländern keine Telekom-Beamten arbeiten. Ein einseitiger Jobabbau in Ostdeutschland sei aber für niemanden erstrebenswert. Ansonsten müsse der Gesetzgeber darüber befinden, was die Telekom ausscheidenden Beamten an konzernfinanzierter Vorruhestandsregelung in Aussicht stellen dürfe, ohne dass es zu Auseinandersetzungen mit anderen Bundesbeamten komme. (hv)