Das Management by Champignon

05.06.1992

Kennen Sie den? Management by Champignons: Die Mitarbeiter im Dunkeln halten. Sobald ein Kopf an die Oberfläche kommt, diesen sofort absägen. Oder Management by Helicopter: Der Chef kommt, wirbelt viel Staub auf und verschwindet wieder. Eigentlich haben diese Witze gar keine Daseinsberechtigung mehr, da beim Personal-Managment nach dem heutigen Erkenntnisstand alles geklärt sein sollte. So ist inzwischen auch der letzte davon überzeugt, daß der Mitarbeiter die wichigste Ressource des Unternehmens darstellt, um die sich wiederum das Human Resource Management kümmern muß. Die letzten Detailfragen werden dann in packenden Seminaren gelöst: Human Networking, Integrative Dual-Organisation. Wem das nicht reicht, der kann sich mit Environment Management oder Lean Production beschäftigen. Manchmal drängt sich der Verdacht auf, daß die englischen Ausdrücke das Fehlen der Inhalte verschleiern sollen. Inzwischen sind jedoch zu viele des Englischen mächtig und haben diesen Trick durchschaut. Deshalb muß jetzt das Japanische herhalten - siehe das neue Modewort Kaizen. Nimmt man die Anzahl der Schlagworte als Indikator für die Güte des Personal-Management, müßten die deutschen Unternehmen ein Vorbild an Güte und Qualität sein.

Vielleicht sagt aber die Witzkultur doch mehr über die Realität aus. Die Management- Theorien gehen davon aus, daß Unternehmen logische Gebilde sind. Völlig falsch! Die neue Tochtergesellschaft wird gegründet, weil der Herr Müller in seiner Abteilung überflüssig ist und jetzt eine neuen Wirkungskreis braucht. Das defizitäre Produkt wird nicht eingestellt, weil der ansonsten tüchtige Manager so daran hängt, und die vielen Altgedienten bekommen ein Extrapöstchen, damit sie auch noch eine Aufgabe haben. Ansonsten werden nach dem Peterprinzip alle so lange hochgelobt, bis auch der letzte auf einem Posten sitzt, der ihn überfordert. Natürlich müssen dann Umleitungen gebaut werden, weil irgend jemand ja die nötige Arbeit erledigen muß. Dazu kommen noch Tratsch, Intrigen, menschliche Vorlieben und Abneigungen. Und irgendwann sind die Mitarbeiter soweit, daß sie sich nur noch um die Interna kümmern. Aber hier könnte ja dann Computer Supported Creative Work einspringen. hp