Das Image als Internet-Agentur ist wichtig

26.07.2001
CW-Redakteur Gerhard Holzwart im Gespräch mit GFT-Chef Ulrich Dietz

CW: Mit einer solchen Matrix-Organisation arbeiten einige Ihrer Wettbewerber auch. Trotzdem hat sich GFT bisher offenkundig dem Abwärtstrend in der Internet-Beratungsbranche entziehen können.

Dietz: Ich denke, dafür gibt es eine ganz plausible Erklärung. Auch wir haben vor zwei Jahren aufgrund der Marktentwicklung das Image der Internet-Agentur postuliert; haben darauf hingewiesen, dass wir alleine 150 Leute im Web-Design beschäftigen. Gleichzeitig hat aber die Komplexität vieler Internet-Projekte zugenommen. Es geht längst nicht mehr nur um das Gestalten einer Website, sondern um eingehende Beratung und vor allem die Integration aller Internet-Aktivitäten in das Back Office. Wir können das, und was vielleicht am Anfang einer jeden Kundenbeziehung noch wichtiger ist: Weil wir schon 15 Jahre im IT-Projektgeschäft tätig sind, nimmt man uns auch ab, dass wir es können. Viele andere Agenturen und Dienstleister vor allem in den Vereinigten Staaten und Skandinavien, die die Fahne des kreativen Designs sehr hoch gehalten haben, sind offensichtlich von diesem neuen Anfordungsprofil überrascht worden.

CW: Das klingt schlüssig, kann aber doch nicht der einzige Grund dafür sein, dass man bei GFT im Gegensatz zu anderen Internet-Dienstleistern keine Umsatz- und Ertragseinbrüche hat hinnehmen müssen. Schließlich müsste der einschlägige Markt doch groß genug sein, um die zahlreichen Newcomer der letzten Jahre zu ernähren.

Dietz: Der Hype um das E-Business, der sich jetzt nur vordergründig abgekühlt hat, ändert nichts daran, dass man mit seinen Ressourcen haushalten muss. Sie können nicht Projekte annehmen, wo Sie nachher nicht die vom Kunden gewünschten und zu Recht erwarteten Leistungen erbringen können. Genauso, wie Sie auf der anderen Seite ein professionelles Vertriebs-Management unterhalten müssen, das sicherstellt, dass man stets Aufträge in der Pipeline hat.

Hinzu kommt: Wenn Sie sich die Kundenstruktur vieler Internet-Agenturen und -Dienstleister anschauen, werden Sie feststellen, dass die sich primär auf so genannte Dotcom-Firmen konzentriert haben. Dort aber sitzt bekanntermaßen das Geld nicht mehr so locker. Wir hingegen bewegen uns aus guten Gründen eher im Umfeld der Blue-Chip-Unternehmen. Hier sind - ich wiederhole mich - die Anforderungen womöglich noch eine Spur komplexer, aber man hat als Leistungserbringer auch ein gerüttelt Maß mehr an wirtschaftlicher Sicherheit.