Satire

CW-Wert

14.04.2000

Was stinkt denn hier so entsetzlich? Puh, ich habe wohl wieder mal vergessen, meinen Outlook-Client zu schließen! Augenblick, ich mach erst mal das Fenster auf ...

Als meine lieben Freunde mir die ersten animierten Grußbotschaften schickten, war ich noch entzückt. Weniger witzig fand ich es schon, als die E-Mails begannen, sich lautstark bemerkbar zu machen. Da musste ich rigoros auf den Lautstärkeregler unten rechts am Bildschirm zurückgreifen.

Zum Cyber-Sex habe ich mich nie überreden lassen. Das Ganzkörperkondom, das ich hätte tragen müssen, um die stimulierenden Stromstöße aus den Händen meines virtuellen Liebhabers zu empfangen, entsprach nicht ganz meiner Vorstellung von erotischer Bekleidung. Die kommerzielle Nutzung dieser Technik lässt denn auch noch auf sich warten.

Und nun schickt sich der Computer an, den Geruchssinn zu erobern. Die Idee entstammt nicht etwa dem Ananaspizza- und Cola-seligen Gemüt eines nach Schweiß müffelnden "Nerd", sondern dem von Rosenblütenöl berauschten Hirn des italienischen Parfümeurs Lorenzo Dante Ferro. Duftbehälter, an die serielle Schnittstelle des PCs gestöpselt, könnten, so der Maestro, beim Eintreffen einer "parfümierten" E-Mail kleine Dosen des angehefteten Odeurs versprühen.

Ah, Signore Ferro, schöne Seele! In Ihrer Vorstellungswelt existieren offenbar nur E-Mails, deren Inhalt sich mit Veilchen- und Vanilleduft vertragen. Aber die Wirklichkeit riecht anders ... Oh nein! Da hat mir wieder jemand geschrieben, was er von meinem letzten Aufmacherartikel hält. Entschuldigen Sie, würg, ich muss mal kurz ...