Satire

CW-Wert

05.09.2003

Irgendwie haben wir das ja immer schon gewusst: Der Computer ist der bessere Mensch. Sie wollen einen Beweis für diese anthropologisch abseitige These? Bekommen Sie.

Jeder Polizist weiß, dass Zeugen bei Täterbeschreibungen zu ungewöhnlichen Resultaten gelangen. Sollen zehn Personen einen Dieb beschreiben, der in der Fussgängerzone einer armen Rentnerin die Handtasche entwendet hat, bekommen sie zehn unterschiedliche Angaben. Das ist ein bekanntes Phänomen und deckt die bereits von Theognis um 540 v. Chr. formulierte Erkenntnis, wonach "Fehltritte dem Menschen anhaften". Hieronymus hat dies später in den bekannten Spruch gemünzt "errasse humanum esse".

Dass aber auch der Computer fehlbar sein kann, zeigen Erfahrungen in Tampa, einer Stadt in Florida. Dort wurde unter wüstem Protestgeschrei von Menschenrechtsorganisationen vor zwei Jahren ein Gesichtserkennungssystem eingeführt. An öffentlichen Plätzen überwachten Kameras wahllos sämtliche Passanten. Befände sich ein polizeinotorisches Antlitz darunter, würde dies eine Gesichtserkennungssoftware zum Leben erwecken, der Alarm heulte los, die Exekutive träte auf den Plan, das kriminelle Objekt würde dingfest gemacht, die öffentliche Sicherheit wäre befördert - alle wären glücklich.

So weit die Hoffnung. Leider stellte sich heraus, dass die computergesteuerte Gesichtserkennung zur Verbrecherentdeckung so blind wie ein Maulwurf ist. Nicht ein einziges Mal schlug das System an. Captain Bob Guidara, Sprecher des Polizeidepartments von Tampa, musste denn auch kleinlaut zugeben, man habe mit dem Kollegen Computer niemals einen einzigen Kriminellen identifiziert, nie habe es auch nur den Versuch eines Alarms gegeben, naja und gefangen habe man auch keinen. So gaukelt das Gesichtserkennungssystem eine Sicherheit vor, die es gar nicht gibt. Auch hier irrt also der Mensch - und dabei hilft ihm sogar der Computer.