Modul für Veranlagung soll Lücke in Branchensoftware schließen

CSC Ploenzke hängt sich an SAP-Lösung

20.08.2004

CSC Ploenzke will mit der Lösung "Tax & Fees" das bereits bestehende Angebot von SAP für den Bereich Public Sector ergänzen. Kommunen sollen mit der Lösung die Höhe von Steuern und Abgaben ermitteln sowie die jeweiligen Bescheide erstellen können. SAP werde CSC bei der Entwicklung unterstützen, heißt es in einer offiziellen Verlautbarung des IT-Dienstleisters. Wie diese Unterstützung aussehen soll, wird nicht näher spezifiziert. Im ersten Halbjahr 2005 soll eine erste Version auf den Markt kommen.

In Sachen Veranlagung habe es Ergänzungsbedarf für SAPs Branchenlösung gegeben, erläutert Markus Hövekamp, Leiter des Business Development Centers Public & Private Services. "SAP bietet deutschen Kommunen keine eigenständige Lösung für Steuern und kommunale Abgaben." Das bedeute, dass Kunden mit SAPs Branchenlösung ein Add-on benötigten.

Zusätzlich zu Tax & Fees brauchen die Kommunen das Personenkontenmodul SAP Public Sector Collection and Disbursement (PSCD), erklärt Hövekamp. Damit müssten Stammdaten von Personen und Unternehmen nur noch einmal im System vorgehalten und gepflegt werden. Ihnen könnten dann verschiedene Objekte wie Hundesteuer oder Grunderwerbssteuer zugeordnet werden. Das PSCD-Modul müssten die Kommunen separat bei SAP in Lizenz nehmen. Wie bei der künftigen CSC-Lösung richte sich der Preis nach der Einwohnerzahl der jeweiligen Kommune.

Die Rechte an Tax & Fees werden ausschließlich CSC gehören, erläutert Hövekamp weiter. Es sei jedoch nicht auszuschließen, dass es mit SAP eine Reseller-Vereinbarung geben werde. "Das ist aber noch nicht spruchreif." Von einer gemeinsamen Vermarktung könne derzeit noch überhaupt nicht die Rede sein, relativiert SAP-Sprecher Markus Berner. Bei der Kooperation mit CSC handle es sich um eine der üblichen Partnerschaften, um Ergänzungen rund um die SAP-Lösungen zu entwickeln.

Während sich SAP bemüht, die Bedeutung der Kooperation herunterzuspielen, betont Norbert Neumann, stellvertretender Verbandsgeschäftsführer der Kommunalen Datenverarbeitung Oldenburg (KDO), wie wichtig eine funktionierende Steuer- und Gebührenveranlagung für die Kommunen ist. KDO bietet als IT-Dienstleister und Betreiber eines Rechenzentrums Gemeinden und Städten IT-Lösungen für die Kommunalverwaltung an. Wenn es darum gehe, die richtige Software auszuwählen, werde als Erstes die Frage nach der Veranlagung gestellt. Während Konkurrent Infoma hier bereits eine integrierte Lösung vorweisen könne, habe dies bislang auf SAP-Seite gefehlt. KDO wird CSC bei der Entwicklung der Veranlagungslösung unter die Arme greifen, berichtet Neumann.

Die Kooperation zwischen SAP und CSC verbindet zwei IT-Anbieter, die in der jüngsten Vergangenheit bei Projekten mit der öffentlichen Hand keine Lorbeeren ernten konnten. So scheiterten die CSC-Verantwortlichen als Mitglieder des Industriekonsortiums Isic 21 in den Verhandlungen um das Projekt Herkules, das eine Kompletterneuerung der Bundeswehr-IT zum Ziel hatte.

SAP geriet zuletzt in Hessen wieder einmal ins Visier des Rechnungshofes. Die hessische Landesverwaltung will bis 2008 SAP-Lösungen für die kaufmännische Buchführung und das Personalwesen einführen. Die Prüfer monieren, dass es bislang keine verbindlichen Vereinbarungen zur Kostenbegrenzung gebe, und mahnen eine Untersuchung zur Wirtschaftlichkeit des Vorhabens an. Während der hessische Finanzminister Karlheinz Weimar (CDU) im Jahr 2000 die Kosten auf rund 51 Millionen Euro bezifferte, spricht der für das Projekt verantwortliche Staatssekretär Harald Lemke heute von Einführungskosten in Höhe von 294 Millionen Euro. (ba)