Schmusekurs gegenüber dem Windows-Anbieter

Corel nimmt VBA von Microsoft in Lizenz

23.10.1998

Die Corel Corp. versucht offensichtlich, im Microsoft-Fahrwasser aus der wirtschaftlichen Misere der letzten Monate zu steuern. So hat der kanadische Hersteller Microsofts Visual Basic for Applications in Lizenz genommen, um Corel-Anwendern eine Methode zur Verfügung zu stellen, mit denen sich Corel-Programme den spezifischen Anforderungen einzelner Kunden besser anpassen lassen. Darüber hinaus können Corels Produkte wie "Corel Draw" oder "Corel Wordperfect" durch die Integra- tion von VBA effektiver an andere Visual-Basic-Produkte angepaßt und Microsofts "Active X" für künftige Entwicklungen genutzt werden. Um Rückwärtskompatibilität zu gewährleisten, werde Corel nach wie vor die existierenden Scriptsprachen bestehender Applikationen unterstützen.

Corels Annäherung an die Microsoft-Technologie bedeutet einen radikalen Richtungswechsel. Noch im vergangenen Jahr hatte Corel mit Java-Produkten - allen voran "Corel Office for Java" - und eigenentwickelten Netzwerk-Computern Microsoft offiziell den Kampf angesagt: "Die Version 8 von Wordperfect wird Office 97 schlagen", zeigte sich Michael Cowpland, Chief Executive Officer (CEO) von Corel, noch im Frühjahr 1997 siegessicher. Auch trug ein Protest gegen die kanadische Regierung, die Microsoft anstatt Corel den Zuschlag über die Lieferung von 30000 Office-Paketen gegeben hatte, zur schlechten Stimmung zwischen beiden Herstellern bei. Das Kriegsbeil ist nun wieder begraben: "Mit VBA sind wir in der Lage, unseren Kunden die beste Programmierumgebung anzubieten", schlägt Cowpland wesentlich moderatere Töne an.