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Comverse-Manager wegen Optionsbetrug angeklagt

10.08.2006
Die Ermittlungen der US-Behörden wegen des immer größere Kreise ziehenden Börsenskandals um begünstigend umdatierte Aktienoptionen gewinnt an Schärfe.

Gegen den früheren Chef von Comverse, Jacob "Kobi" Alexander, und zwei weitere Manager der Firma wurde gestern Strafanzeige erstattet. Sie sollen über mehr als ein Jahrzehnt hinweg einen ausgefuchsten Optionsbetrug betrieben haben. Comverse, ein Anbieter von Voicemail-Software, habe dadurch von 1991 bis mindestens 2002 seinen Gewinn aufgebläht, so die Ermittlungsbehörden.

Die drei Manager haben offenbar Aktienoptionen systematisch so rückdatiert, dass Mitarbeiter sie zu einem günstigeren Preis erwerben konnten. An sich ist das nicht kriminell - wohl aber, wenn die Optionen nicht ordentlich verbucht werden oder Anleger getäuscht werden sollen. Aktienoptionen sind speziell in der Hightech-Branche (noch?) ein gängiger Vergütungsbestandteil, mit dem man talentierte Mitarbeiter anlockt. Die aktuellen Ermittlungen wegen illegaler Optionspraktiken betreffen bereits mehr als 80 Firmen, von denen schon einige ihre Bilanzen revidieren mussten. Das FBI erklärte gestern, es ermittle wegen Rückdatierung von Optionen in 45 Fällen.

Bei Comverse gab es unter anderem eine "Options-Schmiergeldkasse", aus der die Manager von 1999 bis 2002 Optionen an gar nicht existente Mitarbeiter verteilten. In Wahrheit gingen die Optionen dann ohne Kenntnis oder Erlaubnis des Verwaltungsrats und externer Wirtschaftsprüfer an tatsächliche Mitarbeiter. Ex-Chef Alexander selbst soll 60 Millionen Dollar von seinem privaten Brokerage-Konto auf ein Konto in Israel verschoben haben, "um die Vorgänge vor den US-Behörden zu verbergen", erklärte das Justizministerium.

Kobi Alexander ist damit der zweite Top-Manager, der wegen des Optionsskandals vor Gericht muss. Zuvor war bereits der frühere Brocade-Chef Gregory Reyes (zusammen mit seiner gewesenen Personalchefin Stephanie Jensen) wegen Aktienbetruges in den Jahren 1999 bis 2004 angeklagt worden. Beiden drohen nun jeweils bis zu 20 Jahre Haft und fünf Millionen Dollar Geldstrafe. (tc)