Streitwert in Milliardenhöhe - auch General Motors betroffen

Computer Associates kontert EDS mit saftiger Gegenklage

07.02.1992

GARDEN CITY (IDG) - Mehr als zwei Milliarden Dollar Schadenersatz versucht Computer Associates (CA), vor dem Bundesgericht New York von i Electronic Data Systems Corp. (EDS) einzuklagen. Eine weitere 500-Millionen-Dollar-Klage hat CA gegen die EDS-Mutter General Motors erhoben.

Wie angekündigt wehrt sich CA mit einer massiven Gegenklage gegen ein von EDS vor dem Bundesgericht in Dallas angestrengtes Verfahren (siehe CW Nr. 4 vom 24. Januar 1992).

In neun Klagepunkten wirft CA dem Outsourcer EDS vor, vielfach und in betrügerischer Absicht Softwareverträge gebrochen, Urheberrechte verletzt und Geschäftsgeheimnisse mißbraucht zu haben. Das Unternehmen habe diese Delikte nicht nur zum Schaden von Computer Associates, sondern auch seiner Outsourcing-Kunden begangen.

Ohne genauere Angaben zu machen, erklärte Belden Frease, Anwalt von Computer Associates, "der nachweisbare Schaden könnte zwei Milliarden Dollar weit überschreiten, zuzüglich des Strafmaßes". EDS habe über Monate von den CA-Ermittlungen gewußt und sich mit ihrer "Propagandamaßnahme" einer Klage über 50 Millionen Dollar nur als Opfer darstellen wollen.

Nach Ansicht von US-Branchenbeobachtern geht es darum, grundsätzlich zu klären, was mit Softwarelizenzen geschieht, wenn ein Outsourcer in. Anspruch genommen wird.

Arnold Mazur, Executive Vice-President von Computer Associates, versucht, am Markt aufkommende Unruhe angesichts ungeklärter Rechtslage zu dämmen: "Die Mißbräuche, auf die wir uns beziehen, haben mit EDS' Outsourcinggeschäft zugenommen, aber unsere Differenzen bestehen allein mit EDS."

Allerdings verlangt CA, daß der Outsourcer die zuvor erhobenen Vorwürfe zurücknimmt. Sollte das von EDS angerufene Gericht in Dallas dem Unternehmen in dem Streit wegen ähnlicher Klagen anderer CA-Kunden recht geben, könnten sich diese nach einer Drohung von Mazur "darin verwickelt" finden.

Ansonsten wolle CA keine Anwender in die Auseinandersetzungen hineinziehen, außer in jenen Fällen, die laut Mazur "absolut notwendig sind als wesentliches Element, unsere Rechte zu verteidigen".

Diese Notwendigkeit erkennt Mazur nicht nur beim CA-Kunden EDS. Auch gegen deren Muttergesellschaft General Motors (GM) hat CA eine separate Klage eingereicht. Von ihr verlangt die Klägerin für zwei Vertragsbrüche 500 Millionen Dollar. Der Mißbrauch von CA-Rechten stamme aus der Zeit, bevor EDS die DV-Operationen von General Motors übernommen habe. GM ist nicht bereit, zu den Vorwürfen Stellung zu beziehen.

Von EDS gibt es bisher nur eine knappe Stellungnahme. Darin wird die von CA geltend gemachte Schadenssumme als "völlig unrealistisch und frivol" bezeichnet. Zwei Milliarden Dollar seien mehr als ein Jahresumsatz von Computer Associates und befremdlich angesichts eines aktuellen EDS-Jahresgeschäfts von 15 Millionen Dollar mit CA. "Richtig", konterte Mazur diese Angabe, "den Rest haben sie uns gestohlen. Das wollen wir zurück."