Gewinn stagniert, Umsatz hält kaum mit Marktwachstum Schritt

Compaqs Geschäftsquartal nicht nur durch Fusion mit DEC belastet

31.07.1998

Die nackten Zahlen täuschen dabei über Compaqs wahres Dilemma hinweg. Im Zusammenhang der Fusion mit Digital Equipment Corp. (DEC) reklamiert der PC- und PC-Server-Marktführer für das Vierteljahr von April bis Juni (Ende: 30. Juni) Abschreibungen in Höhe von insgesamt 3,63 Milliarden Dollar.

Die außerordentlichen Belastungen beinhalten nach Angaben der Firma Ausgaben für übernommene Technologien in Höhe von 3,2 Milliarden Dollar. Ferner entstanden 291 Millionen Dollar an Restrukturierungskosten im Zusammenhang mit Personaleinsparungen und der Schließung bestimmter Einrichtungen. Darüber hinaus gilt es, 139 Millionen Dollar an sonstigen Belastungen zu verkraften.

Abzüglich der Sonderaufwendungen bilanzierte Compaq einen Gewinn von 32 Millionen Dollar (Vorjahreszeitraum: 257 Millionen Dollar) bei einem Umsatz von 5,83 Milliarden Dollar. Gegenüber dem Vierteljahr des Vorjahres (5,52 Milliarden Dollar) entspricht dies einem rund sechsprozentigen Zuwachs. Firmen-Manager gaben der Hoffnung Ausdruck, der Umsatz im dritten Quartal werde die Steigerungsrate von fünf bis zehn Prozent des Gesamtmarktes übersteigen.

Compaq erlebt Rückschlag in USA

Bemerkenswert ist allerdings, daß Compaq in Nordamerika, seinem mit 44 Prozent der Gesamteinnahmen wichtigsten Markt, einen Umsatzrückgang von zehn Prozent erlitt. Europa wuchs am stärksten, gefolgt von Asien, Japan und Lateinamerika.

Der ohnehin nur schmale Profit war aber nur möglich, weil Compaq in seine Bilanz 1,1 Milliarden Dollar Umsatz einrechnen konnte, die DEC in den letzten drei Wochen bis zum Quartalsschluß noch einbringen konnte. Ohne Digitals Beitrag hätte Compaq, schreibt das "Wall Street Journal", einen Umsatzrückgang von 13 Prozent hinnehmen müssen sowie einen Verlust pro Aktie von einigen Cent.

Erschwerend kommt hinzu, daß die Texaner mit erheblichen Einbußen zu kämpfen hatten, die aus nicht abgesetzter Ware bei den Compaq-Partnern resultierten. Die Lagerbestände türmten sich dermaßen, daß Compaq bereits im ersten Quartal einen Gewinnrückgang von 95 Prozent zu verbuchen hatte, weil PCs und Komponenten zu Schleuderpreisen verhökert werden mußten (siehe CW 24/98, Seite 42).

Im April mußte Compaq dann sogar die Produktion für zwei Wochen stoppen, um die überquellenden Lager nicht weiter zu belasten. Compaq-Chef Eckhard Pfeiffer sagte hierzu, im zweiten Quartal habe das Unternehmen zwei wesentliche Ziele erreicht: die Übernahme von DEC und die Reduzierung der Lagerhaltung bei den Vermarktungspartnern.