Die Latte liegt bei 40 Milliarden Dollar Umsatz

Compaq-Chef Pfeiffer sieht nur noch IBM und HP

21.02.1997

CEO Eckhard Pfeiffer sagte darüber hinaus, das Unternehmen peile bis zum Ende des Jahres 2000 die Umsatzmarke von 40 Milliarden Dollar an. Dies setze ein jährliches Wachstum von 25 Prozent voraus. Die weltweiten Einnahmen der Texaner stiegen 1996 im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent von 14,8 auf 18,1 Milliarden Dollar, der Gewinn wuchs um 28 Prozent von 1,03 auf 1,3 Milliarden Dollar.

Die ambitionierte Unternehmensausrichtung soll unter anderem durch eine breitere Angebotspalette in Szene gesetzt werden. Dabei würden zum einen die Bedürfnisse von Anwendern bedient, die unternehmensweite DV-Aufgaben zu lösen haben. Zum anderen will die Pfeiffer-Company ihr Augenmerk noch intensiver auf den Consumer-Markt richten.

Denkbar sei beispielsweise auch, so Pfeiffer gegenüber der Computerwoche, gewisse Kommunikationsintelligenz in Server zu verlagern. Das könne bedeuten, daß Compaq sich auch in das Geschäft mit Nebenstellenanlagen wagen werde.

Um als ausgewachsener Rundumanbieter im Konzert der Großen mitmischen zu können und das Image des Boxenschiebers endgültig zu überwinden, hat der Compaq-Chef mit seinem Mittel-Management aber fünf vorrangige Tätigkeitsfelder ausgemacht, in denen das PC-Unternehmen "strategische Investitionen" tätigen will: Für wichtige Kunden aus Großunternehmen soll eine sogenannte End-to-End-Infrastruktur - Compaqs heißer Draht für die bevorzugte Klientel - eingerichtet werden (Enterprise Systems & Solutions). Die Texaner bauen deshalb gerade eine Direktverkaufsmannschaft auf, die auch in Verbindung mit Partnern wie etwa Microsoft beim Großkunden Projektarbeiten durchzieht.

Kleine und mittelständische Firmen sollen mit Produkten beliefert werden, die auf ihre speziellen Bedürfnisse ausgerichtet sind (Small and Medium Business Products & Solutions). Das Internet sieht man im Headquarter in Houston als Medium für die unternehmensweite DV, entsprechend gilt ihm als drittem Ak- tionsfeld besondere Aufmerksamkeit.

Compaq will viertens die Zahl der angebotenen Netz- und Kommunikationsprodukte erhöhen. Hierzu gehören Router, Modems sowie die Gerätschaft, die den Informations- und Datenaustausch weiter vereinfacht. Stichworte sind laut Pfeiffer das von Intel gemeinsam mit Microsoft propagierte Konzept eines Net-PCs und Handheld-Computer.

Schließlich will Compaq seine Position durch schlagkräftige Partnerschaften mit weltweit agierenden Firmen wie Microsoft, Oracle, SAP und Intel stützen.

Fraglich ist, ob Compaq fernab des angestammten PC- und Server-Verkaufs ähnlich erfolgreich agieren kann. Noch gut in Erinnerung ist das Engagement im Drukkersegment: Mitte 1992 gründeten die Texaner eine Peripherals Division und präsentierten auch gleich zwei Laserdrucker. 15 Monate später wurde der Ausflug ins Neuland ernüchtert wieder abgeblasen.

Auch die Zukäufe Ende 1995 von Networth Inc., dem Anbieter von Hubs und Ethernet-Switches, sowie von Thomas-Conrad, Produzent von Adapterkarten und Hubs, verliefen bei weitem nicht reibungslos. Andreas Barth, als Senior Vice-President and General Manager bei Compaq für Europa, den Mittleren Osten und Afrika zuständig, räumte ein, daß bei der Eingliederung beider Unternehmen nicht alles nach Wunsch lief. Compaq sei in den ungewohnten Vertriebskanälen als Gesprächspartner zunächst nicht so angenommen worden wie gewünscht: "Wir sind auf diesem Gebiet eben Neulinge." Man habe aber mittlerweile, so Barth, die Communications Division erheblich ausgebaut, auch Fachleute von der Konkurrenz abgeworben.