Trotz Sanktionen

Cisco-Produkte sind in Moskau verfügbar

14.02.2023
Von Redaktion Computerwoche
Obwohl Cisco den Verkauf von Routern und anderen Geräten in Russland einige Woche nach Ausbruch des Ukraine-Krieges eingestellt hat, sind die Produkte dort immer noch zu bekommen, so das „Wall Street Journal“.
Sanktionen zu verhängen, ist nicht schwer, wohl aber, sie durchzusetzen.
Sanktionen zu verhängen, ist nicht schwer, wohl aber, sie durchzusetzen.
Foto: GAlexS - shutterstock.com

Cisco hatte sein Verkäufe nach Russland kurz nach Kriegsausbruch gestoppt - im Einklang mit den Sanktionen, die die US-Regierung gegen Moskau verhängt hatte. Doch auch nach einem Jahr Krieg ist das Netzequipment bei vielen Händlern in Russland immer noch leicht zu finden. Wie das Wall Street Journal (WSJ) berichtet, gelangt es über Drittanbieter in der Türkei oder in asiatischen Ländern wie China oder Thailand ins Land - ohne Genehmigung von Cisco und außerhalb der Reichweite der US-Behörden.

In den Vereinigten Staaten ist bekannt, dass Russland über Drittländer weiter mit Produkten aus dem Westen versorgt wird. Von März bis November 2022 soll das Putin-Regime Waren im Wert von 12,4 Milliarden Dollar bezogen haben, die den Sanktionen oder Exportverboten des Westens unterliegen - darunter eben auch Kommunikationsgeräte von Cisco. Das geht aus einer Analyse von Zolldaten aus 31 Ländern hervor, die von der Brüsseler Denkfabrik Bruegel vorgenommen wurde.

Russische Zolldaten als Quelle

Von August bis Ende Dezember 2022 sollen allein Cisco-Geräte im Wert von 27,5 Millionen Dollar nach Russland exportiert worden sein. Das WSJ bezieht sich dabei auf russische Zolldaten, die von einem in China ansässigen Datenanbieter gesammelt und von der US-Zeitung überprüft wurden. Das Journal hat die Informationen über Cisco-Lieferanten und -Käufer mit einer zweiten Datenbank von C4ADS abgeglichen. Dabei handelt es sich um eine gemeinnützige Organisation aus Washington, die darauf spezialisiert ist, Bedrohungen der nationalen Sicherheit zu erkennen.

"Die Herausforderung für den Westen besteht 2023 darin, Drittländer, die keine Sanktionen ausgesprochen haben, dazu zu bringen, diese Verkäufe zu stoppen", sagt Tom Keating, Direktor des Zentrums für Finanzkriminalität und Sicherheitsstudien am Royal United Services Institute, einer britischen Denkfabrik.

Cisco arbeitet nicht mit russischen Partnern zusammen

Eine Cisco-Sprecherin sagte, das Unternehmen habe seine Geschäftstätigkeit in Russland im März eingestellt und arbeite auch nicht mehr mit Partnern in Russland und Weißrussland zusammen. Cisco-Geräte, die sich derzeit in Russland befänden, seien von Drittanbietern ohne Genehmigung geliefert oder gefälscht worden. Man bemühe sich, über das Markenschutzteam gegen solche Transaktionen vorzugehen, indem ungewöhnliche Bestellaktivitäten untersucht, Vertriebskanäle durchkämmt und die Zusammenarbeit mit Zollbehörden intensiviert werde.

Sowohl die Türkei als auch China haben erklärt, dass sie sich nicht an die westlichen Sanktionen halten wollen und Unternehmen weiter erlauben, Waren nach Russland zu verkaufen. Moskau führt Cisco-Ausrüstung auf einer Liste von Produkten, die westlichen Sanktionen unterliegen und nun weiter von Zwischenhändlern ins Land gebracht werden sollen. Die Rede ist von "Parallelimport". Laut dem WSJ kommen auch Autos der Marken Lexus und BMW sowie Lego-Spielzeug und Apple-Produkte so ins Land. (hv)